Allianz:Zum Schluss noch ein Kalauer

Allianz-Chef Michael Diekmann verabschiedet sich, Oliver Bäte übernimmt den Chefsessel. Fragen? Gibt es reichlich. Aber der Neue will erst antworten, wenn er im Dienst ist.

Von Herbert Fromme

Der neue Chef Oliver Bäte lässt sich nicht aus der Reserve locken, als Allianz-Aktionäre ihn bei der Hauptversammlung am Mittwoch dazu auffordern, zur Zukunft Stellung zu nehmen. "Ich verstehe sehr gut, dass Sie jede Menge Fragen haben", sagt er. "Aber ich trete mein Amt erst morgen früh an." Bei der nächsten Hauptversammlung werde er Auskunft geben. Bis dahin werde er mit seinen Vorstandskollegen an der Strategie arbeiten.

Die Hauptversammlung ist der letzte Auftritt von Michael Diekmann als Konzernchef - nach 27 Jahren bei der Allianz, davon zwölf Jahre als Vorstandsvorsitzender. Aufsichtsratschef Helmut Perlet hält eine sehr persönliche Dankesrede. "Es hat Spaß gemacht", sagt Diekmann nur.

Vorher hatte er den Aktionären über das Vorjahr berichtet, ohne große Überraschungen. Auch die Eckzahlen für das erste Quartal 2015 bergen keine Sensationen. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 37,8 Milliarden Euro, das operative Ergebnis lag mit 2,9 Milliarden Euro um 4,8 Prozent höher als im Vorjahr - trotz Sturmschäden. "Die Stürme Niklas und Mike belasten unser operatives Ergebnis mit rund 150 Millionen Euro", sagt Diekmann.

Die Hauptsorge gilt der Lebensversicherung. "Das Neugeschäft in der Lebensversicherung mit Garantien ist in der Tat unter sehr, sehr großem Druck." In einem Geschäftsfeld, wo Versicherer Garantien von 50 oder 60 Jahren nach vorne geben, sei es schon schwierig, Kunden 1,25 Prozent Zinsen zu garantieren, dem zurzeit höchstens erlaubten Garantiezins in Deutschland.

Diekmann und seine Vorstandskollegen beantworten wie immer sehr ernsthaft alle Aktionärsfragen - auch zu Umweltproblemen bei Ölbohrungen in der Arktis, bei Staudämmen, zu angeblichen Steuersparmodellen in den USA und Investitionen in zweifelhaften Firmen. Auch der Wechsel von Deutschlandchef Markus Rieß zum Rivalen Ergo spielt eine Rolle. "Wir haben eine tiefe Bank von Talenten", sagt Diekmann.

Manche Aktionäre bohren nach, auch zu den Problemfeldern des Konzerns. Dazu gehört der US-Vermögensverwalter Pacific Investment Management Company (Pimco), der seit dem Weggang des Gründers Bill Gross hohe Mittelabflüsse verzeichnet. Diekmann verteidigt den von der Allianz forcierten Wechsel an der Spitze. Die Mittelabflüsse gingen seit Jahresanfang zurück. Gelegentlich hilft er sich mit Kalauern. "Besonders gut gefällt mir, wie Sie immer von ,der Pimco' sprechen", antwortet er einem Aktionär. "Das klingt so wie der Dackel meiner Eltern. Vielleicht nenne ich meinen nächsten Hund auch ,der Pimco'.

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