Allianz-Tochter Pimco:Groß-Anleger misstrauen Griechenland

Absage an Hellas: Der weltgrößte Anleiheinvestor Pimco will keine griechischen Staatspapiere kaufen und hält weitere EU-Kredite an Athen für nötig. Die Allianz-Tochter hat einen Großteil ihrer Gelder in Höhe von 1,5 Billionen Euro in Staatsanleihen investiert, ihre Meinung hat daher Gewicht.

Von Markus Zydra, Frankfurt und Tasos Telloglou, Athen

Die internationalen Finanzmärkte halten den Plan der griechischen Regierung für unrealistisch, auf EU-Hilfen zu verzichten. "Wir glauben nicht, dass Griechenland in diesem Jahr Geld an den Finanzmärkten erhält", sagte Myles Bradshaw, Manager beim weltweit größten Anleiheinvestor Pimco, der Süddeutschen Zeitung. Die Allianz-Tochter hat einen Großteil der Kundengelder in Höhe von 1,5 Billionen Euro in Staatsanleihen investiert, ihre Meinung hat daher Gewicht.

Griechenlands Regierungschef Antonis Samaras hatte in seiner Neujahrsansprache gesagt, sein Land werde in diesem Jahr "wieder an die Märkte" zurückkehren und den Weg zurück zu einem "normalen Land" einschlagen. Zudem werde Athen 2014 keinen "Bedarf an neuen Krediten und neuen Rettungsvereinbarungen" mehr haben.

Die Länder der Eurozone und der Internationale Währungsfonds (IWF) helfen Griechenland seit 2010. Die Hilfspakete summieren sich auf 240 Milliarden Euro. Diese internationalen Programme laufen 2014 aus. Beobachter gehen von einem weiteren Finanzbedarf für 2015 bis 2018 in Höhe von zehn Milliarden Euro aus, den die Finanzmärkte nicht abdecken wollen.

"Für eine neunjährige griechische Staatsanleihe erhält man derzeit acht Prozent. Wenn das Land zu diesen Konditionen größere Kredite aufnimmt, würde die gesamte Schulden- und Zinslast sehr viel höher ausfallen als bei einer Kreditaufnahme über den Rettungsfonds ESM", sagt Pimco-Experte Bradshaw. Zum Vergleich: Die Kredite aus ESM-Mitteln kosten Athen rund zwei Prozent. Im Jahr 2013 hat Griechenland für seine Verbindlichkeiten 5,5 Milliarden Euro an Zinsen bezahlt. Das griechische Finanzministerium geht davon aus, dass Athen jährlich maximal sieben bis acht Milliarden Euro für Zinszahlungen ausgeben kann. Doch dieser Betrag reicht nicht, wenn Griechenland für Kredite bei Privatinvestoren acht Prozent, wenn nicht noch mehr, bezahlen muss.

Auch Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), ist sich sicher, dass Griechenland ein drittes Hilfsprogramm benötigt. "Die Versprechungen des griechischen Premierministers sind wohl eher politisch motiviert", so der DIW-Chef. Die Schulden und die damit verbundenen Zinszahlungen seien enorm. "Athen wird sich daher noch längere Zeit nicht selbst an den Märkten refinanzieren können."

Griechenland hat 2014 die EU-Präsidentschaft übernommen. Samaras hofft, dass die Geldgeber im Frühjahr einer Verlängerung der Rückzahlungsfristen für die Schulden und einer weiteren Senkung der Zinsen zustimmen. Die Eurostaaten haben das unter bestimmten Bedingungen zugesagt. Dann könnte der griechische Schuldenberg als "tragfähig" erklärt werden, eine Bedingung, um an den Märkten Geld aufzunehmen. "Doch erst wenn das Wirtschaftswachstum anzieht, kann Griechenland darüber nachdenken, eine große Staatsanleihe erfolgreich an den Finanzmärkten zu platzieren", sagt Pimco-Experte Bradshaw.

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