AKW vom Netz:Koreanischer Atomreaktor lief mit gefälschten Sicherheitspapieren

Eigentlich sollten sie Exportschlager sein: Doch zwei Atomkraftwerke in Südkorea mussten nun geschlossen werden, die Aufsicht schlägt Alarm - nicht der erste Skandal der Branche.

Im Zuge ihrer Ermittlungen zu gefälschten Sicherheitsbescheinigungen haben die südkoreanischen Behörden zwei Atomreaktoren geschlossen. Es habe sich herausgestellt, dass Teile der Reaktoren in den Anlagen von Gori und Wolseong mit falschen Zertifikaten geliefert worden seien, teilte die Kontrollkommission NSSC am Dienstag mit.

Aus denselben Gründen gehe ein weiterer Reaktor in Gori nach seiner Wartung nicht wieder ans Netz, während ein neuer Reaktor in Wolseong erst gar nicht in Betrieb genommen werde. Alle beanstandeten Teile müssten nun ersetzt werden, erklärte die Kommission.

Atomkraft gilt in Südkorea als umweltfreundlich, ein Stromkonzern bewirbt sie beispielsweise mit einem Kind in einem grünen Haus aus Rasen und einem Wassertropfen, im Hintergrund grüßen Kernkraftwerke. Der Staat sieht die AKW als möglichen Exportschlager. Konkurrent Japan hat seit der Katastrophe in Fukushima keine AKW mehr exportiert.

Südkoreas Nuklearsektor will der Welt Technologie verkaufen, wird seit einiger Zeit aber von einer Reihe von Pannen und Skandalen heimgesucht. Bereits im vergangenen Jahr waren acht Zulieferer aufgeflogen, die tausende ihrer Bauteile für Kernkraftwerke mit falschen Bescheinigungen ausgestattet hatten.

Sechs der dafür verantwortlichen Ingenieure und Lieferanten wurden dafür im vergangenen Monat zu Haftstrafen verurteilt. Vor einem Jahr wurden fünf ranghohe Manager der staatlichen Korea Hydro Nuclear Power Co. beschuldigt, eine gefährliche Strompanne im ältesten Reaktor des Landes vertuscht zu haben. Die Regierung hält trotz der Skandale an der Atomkraft fest. Bis 2030 will sie 16 neue Reaktoren bauen. Derzeit sind zehn der 23 Reaktoren vom Netz.

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