Aktienmarkt bricht ein:Helle Aufregung an der Börse

Weil die Anleger fürchten, dass die Wirtschaft in Europa und den Vereinigten Staaten einbricht, flüchten sie aus den Aktien. Der Dax droht unter die markante Marke von 6000 Punkte zu stürzen. Auch der Euro sackt zeitweise ab - denn es gibt neue Spekulationen um Spanien.

Der deutsche Aktienmarkt verlor schon im frühen Geschäft stetig an Terrain. Doch als am Nachmittag die neuesten Konjunkturdaten aus den USA über die Bildschirme flackerten, war es endgültig vorbei.

Auf einen Schlag krachte der Dax nochmal rund 60 Punkte in die Tiefe, so dass sich der Tagesverlust zeitweise auf mehr als vier Prozent belief - der Leitindex lag da nur noch knapp über der Marke von 6000. Später erholte sich das Börsenbarometer zwar wieder leicht, doch der Dax steht nun so niedrig wie seit Anfang Januar nicht mehr. Zu den größten Verlieren gehörten die Titel der Deutschen Bank, die allerdings an diesem Freitag wegen der Dividendenzahlung mit einem zusätzlichen Kursabschlag gehandelt wurden.

Dafür hält die Flucht in sichere Anlagen an. Die durchschnittliche Rendite deutscher Staatsanleihen sank erstmals unter ein Prozent. An der sogenannten Umlaufrendite orientieren sich zum Teil Sparpläne von Banken sowie Kreditzinsen. Die Rendite für zweijährige Anleihen wurde sogar negativ - Anleger bezahlten dafür, dass sie ihr Geld in Deutschland parken dürfen.

Negative Konjunkturdaten gab es auch in den USA. Die Zahl der Beschäftigten in den USA kletterte nur um 69.000 - es war das schwächste Plus seit rund einem Jahr. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 150.000 gerechnet. Viele Anleger, die darauf gehofft hatten, dass sich die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten deutlich erholen könnte, sahen sich nun getäuscht.

Die amerikanischen Leitindizes verzeichneten daher am Freitag deutliche Verluste. Der Dow-Jones-Index büßte 2,2 Prozent auf 12.118,57 Punkte ein, während der breiter aufgestellte S&P-500-Index 2,5 Prozent auf 1278,04 Zähler abgab. Alle zehn Branchenindizes im S&P-Index rutschten am Freitag ab, wobei sich Finanzwerte am schwächsten hielten.

Der Euro fiel im Tagesverlauf unter die 1,23-Dollar-Marke und markierte mit 1,2293 Dollar ein neues Zwei-Jahres-Tief. Nach den US-Arbeitsmarktdaten erholte er sich jedoch deutlich.

Hohe Arbeitslosigkeit in Europa

Auch in der Euro-Zone trüben sich die Konjunkturaussichten immer stärker ein - noch nie zuvor waren so viele Menschen arbeitslos gewesen wie im April. Insgesamt 17,4 Millionen Menschen hatten in den 17 Ländern mit der gemeinsamen Währung keinen Job. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von elf Prozent, so hoch war sie bereits im Vormonat gewesen.

Auch die sogenannten Einkaufsmanagerindizes für die Industrie, die ein Signal für die Entwicklung im industriellen Sektor sind, fielen sowohl im Euroraum als auch in Großbritannien auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Von ihren historischen Tiefstständen Anfang 2009, als Europa und die Weltwirtschaft von einer schweren Rezession heimgesucht wurden, sind sie nicht mehr weit entfernt. Selbst die Industrie der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft China durchläuft inzwischen eine spürbare Konjunkturdelle.

Spekulationen über einen gewaltigen Kredit an Spanien

Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) haben unterdessen offenbar Diskussionen über einen Rettungsplan für das krisengeschüttelte Spanien begonnen. Die Europa-Abteilung der Washingtoner Institution stelle Überlegungen über einen Hilfskredit an die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone an, schrieb das Wall Street Journal. Demnach könne ein über drei Jahre laufender Kredit bis zu 300 Milliarden Euro umfassen.

Das wäre weit mehr, als den Krisenstaaten Griechenland, Irland und Portugal zusammen zur Verfügung gestellt wird. Der IWF wie auch der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos dementierten den Bericht.

Nach Ansicht der Madrider Regierung entscheidet sich die Zukunft des Euro in den kommenden Wochen in Spanien und Italien. Diese beiden Länder bildeten nach den EU-Rettungsaktionen für Griechenland, Irland und Portugal die schwächsten Glieder in der Kette der Euro-Zone, sagte Wirtschaftsminister de Guindos in Sitges bei Barcelona. "Der Kampf um den Euro wird derzeit in so bedeutenden Staaten wie Spanien und Italien ausgefochten, und dies bedeutet, dass wir besonders verantwortungsbewusst agieren müssen."

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