Aktienmärkte:Trump belastet die Börsen

Enttäuschung nach der Trump-Pressekonferenz: nichts Konkretes zur Konjunktur, Sticheleien gegen die Pharma-Branche. Derweil sind Fiat-Chrysler-Anleger schockiert.

Wachsende Zweifel an einem bevorstehenden US-Wirtschaftsboom haben die internationalen Aktienmärkte am Donnerstag belastet. Anleger seien von der ersten Pressekonferenz Donald Trumps seit seiner Wahl zum US-Präsidenten enttäuscht, sagte Bayern-LB-Analyst Norbert Wuthe. "Infrastrukturmaßnahmen, Deregulierung, Steuerreform und so weiter - nahezu keine der vielen im Wahlkampf geäußerten Ideen zur Stimulierung der Wirtschaft fanden mehr Erwähnung."

Zudem schickten Berichte über weitere Manipulationen in der Automobilbranche die Papiere der Autokonzerne weltweit auf Talfahrt: Die US-Umweltbehörde EPA wirft Fiat-Chrysler vor, ganz ähnlich wie Volkswagen, in Diesel-Autos reihenweise Manipulations-Software eingesetzt zu haben. Etwa 100 000 Fahrzeuge sollen betroffen sein. Die Fiat-Chrysler-Aktie knickte in Mailand zeitweise um 20 Prozent ein, in New York notierte sie zehn Prozent tiefer. Im Dax zählten BMW, Daimler und Volkswagen mit Verlusten von bis zu drei Prozent zu den größten Verlierern. Der Dax weitete daraufhin seine Verluste aus und ging gut ein Prozent tiefer bei 11 521 Punkten aus dem Handel.

Pharmawerte litten unter der Kritik Trumps an hohen Medikamentenpreisen und der Produktion im Ausland. "Da europäische Firmen enge Verbindungen mit den USA haben verheißen diese Kommentare nichts Gutes für den Sektor", sagte Analyst Jasper Lawler vom Brokerhaus London Capital. Der europäische Branchenindex rutschte um zwei Prozent ab. In Deutschland fielen Merck-Aktien um 1,4 Prozent.

Im M-Dax verteuerten sich die Titel von Südzucker um 3,2 Prozent. Das Unternehmen hob die Prognose für das Geschäftsjahr 2016/17 an. Die jüngsten Halbjahreszahlen des Autozulieferers Hella bewerteten Händler als durchwachsen. Die Jahresziele des Scheinwerfer-Spezialisten stehen aber. Dies reichte für ein Kursplus von zuletzt ebenfalls gut drei Prozent.

Auch die US-Anleger zeigten sich enttäuscht von der ersten Pressekonferenz des künftigen Präsidenten. Der Dow Jones notierte zum Handelsende 0,3 Prozent tiefer. Neben den Pharmawerten, die bereits tags zuvor stark verloren hatten, standen Stahlwerte unter Druck. US Steel, Steel Dynamics und AK Steel fielen um bis zu neun Prozent. Analysten bezweifelten, dass die Firmen vom geplanten US-Infrastrukturprogramm profitieren werden. Gleichzeitig müsse wegen eines Überangebots mit fallenden Preisen gerechnet werden.

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