Die Wende in der Email-Affäre um US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat weltweit eine Erleichterungsrally an den Börsen ausgelöst. Der deutsche Leitindex Dax legte zu Wochenbeginn um 1,9 Prozent auf 10 457 Punkte zu. In jüngsten Umfragen lag die Demokratin Clinton wieder klar vor dem für die Republikaner antretenden Immobilien-Milliardär Donald Trump. Die US-Bundespolizei FBI sah in den neu aufgetauchten E-Mails von Clinton keine Anhaltspunkte für eine Anklage. Die ehemalige Außenministern war in den vergangenen Monaten wegen Nutzung eines privaten Servers für dienstliche E-Mails immer wieder unter Druck geraten.
"Entwarnung für Clinton bedeutet Entwarnung für die Börse", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Sollte Clinton das Rennen machen, sei mit einer weiteren Erholung an den Aktienmärkten zu rechnen.
Aktien aus dem Bankensektor waren besonders gefragt. Die Papiere der Commerzbank und der Deutschen Bank standen mit einem Aufschlag von jeweils 5,2 Prozent an der Dax-Spitze. Aufwind kam unter anderem von starken Quartalszahlen der britischen Großbank HSBC. Die Aktien des Kreditinstituts waren mit einem Plus von 4,6 Prozent einer der größten Gewinner im Londoner Auswahlindex FTSE.
Im wieder risikofreudigeren Umfeld waren die Anteilsscheine des als defensiv geltenden Kosmetik-Unternehmens Beiersdorf mit minus 0,4 Prozent die einzigen Verlierer im Dax. Defensive Aktien werden in einem sehr freundlichen Börsenumfeld in der Regel links liegen gelassen, sind dagegen aber in unsicheren Zeiten besonders gefragt. Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) wurden von neuen Vorwürfen gegen die Tochter Audi ausgebremst und hinkten mit plus 0,6 Prozent dem Markt hinterher. Wie die Bild am Sonntag schrieb, ist Audi wohl stärker als bislang bekannt in den Abgasskandal verstrickt.
Dank eines Zuwachses bei Gewinn und Mitgliederzahlen legten die Aktien des Karriere-Netzwerks Xing fünf Prozent zu und zählten damit zu den größten Gewinnern im Tec-Dax.
Auch die Aktien des Biotechnologie-Unternehmens Morphosys waren gefragt. Trotz schlechter Quartalszahlen stiegen sie um 3,6 Prozent. Die Börsen an der Wall Street verzeichneten deutliche Kursgewinnen. Der Dow Jones beendete den Handel gut zwei Prozent höher bei 18 260 Punkten.