Aktienmärkte:Aktienanleger im Bann der Notenbanken

Lesezeit: 1 min

Die Anleger warten gespannt auf die weiteren geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Auf Talfahrt blieben nach dem Kurssturz vom Vortag Linde-Papiere.

Am Tag vor der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) über weitere Geldspritzen zur Belebung der Konjunktur haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt bedeckt gehalten. Der Dax gab um 0,6 Prozent nach auf 11 190 Punkte. Vor der EZB-Sitzung am Donnerstag nehme die Nervosität unter den Marktteilnehmern zu, sagte IG-Markets-Analyst Christian Henke. "Viele rechnen mit einer weiteren geldpolitischen Lockerung." Doch dies sei schon weitgehend in den Kursen berücksichtigt. Laut Börsianern bremst zudem die Unsicherheit über die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed, die anders als in der Euro-Zone möglicherweise bald den Geldfluss eindämmen dürfte. Der anhaltend geringe Preisanstieg in der Eurozone stützte die Spekulationen auf eine Ausweitung und Verlängerung der milliardenschweren Anleihekäufe durch die EZB. Die Aussicht auf eine noch größere Geldschwemme hat den Dax in den letzten drei Monaten schon um rund zwölf Prozent in die Höhe getrieben.

Kasse machten die Anleger erneut bei VW, nachdem der Autohersteller am Vortag einen Einbruch bei den US-Verkäufen gemeldet hatte. Zudem senkte die US-Ratingagentur ihre Bonitätsnote. Laut Insidern hat sich VW mit mehreren Banken auf einen milliardenschweren Überbrückungskredit geeinigt, um die Kosten des Skandals abzufedern. Die Aktien verloren 2,5 Prozent. Auf Talfahrt blieben nach dem Kurssturz um 14 Prozent vom Vortag Linde-Papiere. Im Sog einer Prognose-Senkung büßten sie weitere 2,9 Prozent ein. Die Aktien des Düngemittelherstellers K+S bildeten mit einem Abschlag von 4,8 Prozent das Schlusslicht im Dax. Die Analysten der HSBC hatten die jüngste Kursrally wegen Übernahmegerüchten für übertrieben gehalten.

Trotz guter Arbeitsmarktdatenpräsentierten sich die US-Börsen schwächer. Der Dow Jones verlor 0,9 Prozent auf 17 730 Punkte. Die Daten des privaten Arbeitsvermittlers ADP waren überraschend stark. Die US-Firmen schufen im November 217 000 neue Stellen, erwartet worden waren 190 000. Bei den Einzelwerten standen Tech-Unternehmen im Fokus. Yahoo-Aktien profitierten von Berichten, der Internet-Pionier werde diese Woche über die Zukunft des Konzerns und seiner Chefin Marissa Mayer beraten. Die Führung erwägt demnach den Verkauf des Kerngeschäfts mit Suchmaschinen und Werbung im Internet. Yahoo-Titel schlossen knapp sechs Prozent im Plus.

© SZ vom 03.12.2015 / rih, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: