Aktienkurs bricht ein:Linde kappt Prognose zum zweiten Mal

Die weltweit lahmende Konjunktur, schlechte Preise im Medizingeschäft und die Folgen des niedrigen Ölpreises machen dem Unternehmen zu schaffen. Konzernchef Büchele schließt einen Stellenabbau nicht aus.

Der Industriegasekonzern Linde kippt zum zweiten Mal innerhalb von einem Jahr seine mittelfristige Prognose. Die weltweit lahmende Industriekonjunktur, schlechtere Preise im Medizingeschäft und die Folgen des niedrigen Ölpreises machen dem Unternehmen zu schaffen. Vorstandschef Wolfgang Büchele rechnet nun für 2017 mit einem operativen Konzernergebnis (Ebitda) zwischen 4,2 und 4,5 Milliarden Euro. Bislang war er von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro ausgegangen. Außerdem werde die bislang angepeilte Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) von elf bis zwölf Prozent verfehlt, Büchele erwartet nun einen Wert von neun bis zehn Prozent. Büchele hatte bereits im Oktober vergangenen Jahres den bis 2017 geltenden Ausblick zusammengestrichen, den ihm sein Vorgänger Wolfgang Reitzle hinterlassen hatte. Für die erneute Korrektur verwies er auf den eingetrübten Ausblick auf die weltweite Industrieproduktion. Auch der US-Markt für Medizingase werde sich schwächer als erwartet entwickeln. Die US-Krankenkasse Medicare hat angekündigt, die Subventionen für Sauerstoffgeräte von Januar an deutlich zu kürzen. Im Anlagenbau leidet Linde darunter, dass die Kunden in der Petrochemie aufgrund des niedrigen Ölpreises weniger investieren. "Es gibt zwar keine Stornierungen, aber die Kunden scheuen auch, neue Aufträge zu unterschreiben", sagte Büchele. Die Auftragslage werde sich zwar Anfang 2016 bessern, allerdings vorerst nicht auf das Niveau der Vergangenheit zurückkehren. Sollte keine Besserung eintreten, stehe womöglich ein Stellenabbau an.

Bereits im laufenden Jahr schlagen sich die negativen Trends bei Linde nieder. Der Konzern werde 2015 nur den unteren Rand der Betriebsergebnis-Prognose (Ebitda ohne Sondereffekte) von 4,1 Milliarden Euro erreichen. Für das kommende Jahr will Büchele erst im März einen aktuellen Ausblick veröffentlichen. Unter Investoren kam die neuerliche Korrektur schlecht an: Die Aktie sackte um 14 Prozent ab und war die größte Verliererin im Dax.

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