Aktien:Ruhe vor dem Sturm

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Erleichterung nach dem ersten Schock: Die Aufspaltung der Metro an der Börse verläuft reibungslos. Doch an diesem Freitag könnte sich das ändern.

Von Harald Freiberger, München

Mancher Metro-Aktionär dürfte am Donnerstag erschrocken sein, wenn er im Internet den Kurs seiner Papiere prüfte. Neben dem Namen "Metro AG" war ein langer roter Balken zu sehen und ein scheinbarer Kursverlust, wie er nur selten vorkommt: Die Aktie, am Vortag bei 29,18 Euro, war gegen 14 Uhr nur noch 9,52 Euro wert - ein Minus von 67 Prozent.

Richtig erschrocken sind aber nur jene Anleger, die die jüngsten Nachrichten nicht verfolgt hatten. Die Metro hatte am Mittwoch ihre Aufspaltung in zwei Unternehmensteile angekündigt - auf der einen Seite die "Metro AG", die künftig Ceconomy heißen wird und die Elektronikmärkte von Media Markt und Saturn repräsentiert, auf der anderen Seite die "Metro Wholesale & Food", die für die Lebensmittelmärkte sowie die Supermarktkette Real steht.

Über Nacht hatten die Anteilseigner eine zweite Aktie dazu bekommen, nämlich die abgespaltene "Metro Wholesale & Food". Wer auf dem Kurszettel eine Zeile weiter nach unten blickte, fand sie am Donnerstag auch schon notiert - bei 18,80 Euro. Das heißt: Das dicke Minus bei der Metro AG war gar kein echter Kursverlust, weil die Aktionäre nun ja zwei Aktien besitzen. Zählt man die Kurse beider Papiere zusammen, kommt man auf 28,32 Euro - ein Minus von rund drei Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag.

Der echte Verlust hielt sich also in Grenzen. Es ist aber wahrscheinlich, dass es bei der "Metro AG", also der künftigen Ceconomy, an diesem Freitag einen deutlich stärkeren Einbruch gibt. Der Grund dafür ist technischer Natur: Die alte Metro-Aktie war Mitglied im Börsenindex M-Dax, der die 50 nächstgrößeren Werte nach den 30 Aktien im Dax zusammenfasst. Indexfonds, in die zuletzt immer mehr Anlegergeld floss, kaufen die einzelnen Aktien nach dem Anteil, in dem sie in dem Index gewichtet sind. Im M-Dax hatte die alte Metro-Aktie ein Gewicht von 2,1 Prozent.

Indexfonds stoßen unterm Strich zwei Drittel der Metro-Aktien ab - das ist nicht schön für den Kurs

Einen Tag lang, am Donnerstag, bestand der M-Dax aus 51 Mitgliedern. Das war nötig, um einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen, bis der Kurs der abgespaltenen Metro-Aktie gefunden war. An diesem Freitag aber ist es damit vorbei: Im M-Dax bleibt nur noch die "Metro AG" (Ceconomy), weil sie die Rechtsnachfolgerin der alten Metro ist; sie übernimmt deren Börsennotierung. "Wholesale & Food" fliegt wieder aus dem M-Dax heraus, weil dieser ja nur aus 50 Mitgliedern besteht.

Dies hat besonders für den Kurs von Ceconomy Folgen: Da Indexfonds die Aktien genau nach ihren Anteilen abbilden, müssen sie ihr Engagement in der Metro-Aktie um zwei Drittel verringern. Denn der größere Teil der alten Metro, die "Wholesale & Food", ist ja abgespalten worden und nicht mehr im M-Dax notiert. An diesem Freitag werden also massenhaft "Metro AG"-Aktien verkauft werden, was automatisch auf den Kurs drückt. Die Verluste können leicht in den zweistelligen Bereich gehen, erwarten Börsenexperten. Der Finanzchef von Ceconomy bezifferte den Anteil der Aktien, die allein in Indexfonds stecken, auf etwa fünf Prozent.

Die Gefahr ist also groß, dass die "Metro AG"-Anteilseigener auch an diesem Freitag einen roten Balken sehen, wenn sie im Internet den Kurs ihrer Aktie prüfen. Nur sind es dann keine scheinbaren Verluste, sondern reale.

Die Verantwortlichen von Ceconomy haben sich und andere darauf schon vorbereitet. In den vergangenen Wochen hielten sie unzählige Vorträge, um Investoren den Mechanismus zu erklären. Sie hoffen, dass die Anleger bei der Stange bleiben. Ihr Hauptargument sind die langfristigen Aussichten für beide Unternehmen, mit denen Metro-Chef Olaf Koch am Donnerstag an der Frankfurter Börse auch die Abspaltung begründete: Beide Teile, Elektronikmärkte und Lebensmittelsparte, können nun viel fokussierter arbeiten, das sollte die Kurse auf lange Sicht steigen lassen. "Die Überlappung ist eigentlich gleich Null, es gibt keine Synergien, im Gegenteil: ein Konglomerat macht das Unternehmen nur langsamer", sagte Koch.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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