Airbus:Noch ein Problem

Hängepartie um Airbus in Laupheim: Die auf eine Übernahme spekulierende Nürnberger Firma Diehl wirft dem europäischen Luftfahrtkonzern Verzögerungstaktik vor.

Uwe Ritzer

Nach den Schwierigkeiten beim Bieterverfahren für die Airbus-Werke in Varel, Nordenham und Augsburg drohen nun die Verhandlungen über den Verkauf der Fabrik in Laupheim ins Stocken zu geraten.

Der europäische Flugzeugbaukonzern habe bei den Verhandlungen seine "Erwartungen zuletzt immer weiter hochgeschraubt", kritisierte Herbert Wust, Generalbevollmächtigter der an einer Übernahme des Werkes interessierten Nürnberger Firma Diehl, gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Der Technologie- und Rüstungskonzern (10.440 Beschäftigte, Jahresumsatz 2006: 2,12 Milliarden Euro) sucht daher offenkundig bereits nach Alternativen für den Fall, dass der Kauf des auf Kabinentechnik für Flugzeuge spezialisierten Laupheimer Werkes scheitert. "Wir werden unsere Luftfahrtsparte definitiv ausbauen und ziehen deshalb auch andere Optionen in Betracht", sagte Wust. Man habe "nach wie vor uneingeschränktes Interesse" an Laupheim (1200 Arbeitsplätze), "allerdings muss das Gesamtpaket passen". Offenbar sieht sich Diehl mit immer neuen Forderungen von Airbus konfrontiert und fühlt sich zunehmend hingehalten.

Kein Kommentar

Noch im Juli hatte Vorstandschef Thomas Diehl die Erwartung geäußert, "dass der Verkaufsprozess im Herbst beginnt" und bis zum Jahresende abgeschlossen sein könnte. Nun heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens, man sei auf Laupheim nicht angewiesen. Wust wollte dies nicht kommentieren. Er ließ auch offen, ob Diehl bereits außerhalb des Airbus-Konzerns nach Alternativen sucht.

Das Unternehmen will seine Abhängigkeit vom Rüstungsgeschäft reduzieren. Zu diesem Zweck wurde erst kürzlich die zivile Luftfahrttechnik abgekoppelt, die seither als Diehl Aerosystems firmiert. Eine Übernahme des Werkes Laupheim würde die Marktposition von Diehl im Flugzeugausbau deutlich stärken.

Der Maschinenbauer Voith war kürzlich als bis dahin aussichtsreichster Bewerber aus dem Bieterverfahren für die Airbus-Standorte Varel und Nordenham sowie das EADS-Werk in Augsburg überraschend ausgestiegen. Es sei nicht gelungen, mit dem Airbus-Management ein gemeinsames Zukunftsmodell zu entwickeln, hatte Voith-Vorstandschef Hermut Kormann erklärt.

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