Airbus A350:Mit der Brechstange

Airbus will das Langstreckenmodell A350 nun offenbar unter allen Umständen gegen die Boeing 787 antreten lassen. Kleiner Haken an der Sache: Die Finanzierung scheint nur mit staatlichen Garantien zu bewerkstelligen sein. Streit zwischen der EU und den USA ist dann programmiert.

Paul Katzenberger

Der Verwaltungsrat des EADS-Konzerns wolle den Bau des Airbus-Langstrecken-Flugzeugs A350 beschließen, berichtete der französische Radiosender BFM.

Airbus A350: Exisitiert nur als Studie: Der neue Airbus Langstreckenjet A350.

Exisitiert nur als Studie: Der neue Airbus Langstreckenjet A350.

(Foto: Foto: AFP)

Der Bau der Maschine solle bei der schon mit Spannuung erwarteten Sitzung des EADS-Verwaltungsrats am Freitag beschlossen werden, hieß es in dem Bericht weiter.

Schon seit längerem ist bekannt, dass der Verwaltungsrat über den A350 an diesem Freitag befinden will. Das Gremium hatte die Beschlussfassung mehrfach vertagt, weil sich die Hauptaktionäre nicht über die Finanzierung einigen konnten. Hauptanteilseigner von EADS sind die französische Regierung, der französische Medien- und Rüstungskonzern Lagardère und der Autokonzern DaimlerChrysler.

Konfliktreiche Frage der Finanzierung

Airbus-Chef Louis Gallois habe die Anteilseigner nun von der Notwendigkeit des A350-Baus überzeugen können. Im Gegenzug solle die konfliktreiche Frage der Finanzierung des neuen Flugzeugs bei der Sitzung nicht angeschnitten werden, berichtete der Sender.

Allerdings besitze der Airbus-Mutterkonzern die Mittel, um die ersten Etappen des Baus zu finanzieren, hieß es bei BFM weiter.

Unterdessen berichtete die britische Financial Times unter Berufung auf Eingeweihte, dass die französische Regierung sich dazu durchgerungen habe, eine staatliche Garantie für einen Teil der Finanzierung zu übernehmen.

Sechs Milliarden Euro soll EADS tragen

Der französische Staat hält 15 Prozent an EADS. In den informierten Kreisen habe es zudem geheißen, dass rund sechs Milliarden Euro der Entwicklungskosten von EADS selbst finanziert würden, schreibt die Financial Times weiter.

Weitere vier Milliarden Euro sollten durch staatlich abgesicherte Finanzierungsformen aufgebracht werden. Neben Frankreich träten mit Großbritannien, Deutschland und Spanien jene drei Länder ein, die Airbus unterstützen. Details zu dem 4-Milliarden-Euro-Paket stünden allerdings noch nicht fest, so die Financial Times.

Mit den staatlichen Garantien löst EADS zwar seine Finanzierungsprobleme, doch staatliche Subventionen für Flugzeugbauer sind zwischen der Europäischen Union und den USA schon seit Jahren heftig umstritten.

Mit der Brechstange

Der amerikanische Airbus-Konkurrent Boeing hatte mit einschneidenden Gegenmaßnahmen für den Fall gedroht, dass sich Airbus beim A350 auf Hilfen der vier Länder stützen würde.

Laut Financial Times sagte ein Airbus-Insider zu dieser Problematik: "Das Garantiepaket wird an die Forderungen seitens Boeing angepasst". Das Unternehmen habe bis 2010 Zeit, um die zusätzliche Finanzierung zu sichern, sagte er laut FT weiter.

In der Fachwelt erscheinen diese Aussagen weiterhin allerdings als undurchsichtig. Der Luftfahrt-Experte Peter Pletschacher vom Branchenblatt Aviation hält es für keineswegs sicher, dass die Zustimmung zum A350-Konstruktionsstart in der Sitzung des EADS-Verwaltungsrates nun tatsächlich erfolgen wird.

Verfahren vor der Welthandelsorganisation

"Mit den staatlichen Beihilfen tut man etwas, was man bislang vermeiden wollte", sagte er zu sueddeutsche.de. Als EADS vor zwei Jahren den ursprünglichen Beschluss zum Bau des A350 gefasst habe, sei bewusst auf die Gewährung staatlicher Subventionen verzichtet worden. Das Klima beim Verfahren vor der Welthandelsorganisation WTO haben nicht noch weiter belastet werden sollen, so Pletschacher.

Die USA hatten die europäische Praxis staatlicher Beihilfen für Airbus vor die WTO gebracht. Damit brachten die Amerikaner zum Ausdruck, dass sie sich nicht mehr an das bilaterale Luftfahrt-Abkommen zwischen der EU und den USA von 1992 gebunden fühlen. In diesem Abkommen sind staatliche Beihilfen von bis zu einem Drittel der Entwicklungskosten erlaubt. Formal betrachtet die EU dieses Abkommen noch als gültig.

Pokerspiel

Die jüngsten Aussagen zu den Staatsbeihilfen könnten auch ein Hinweis dafür sein, dass bei EADS nun gepokert werde, meint Experte Pletschacher: "Vielleicht will sich EADS jetzt einfach nur Zeit kaufen, legt jetzt mit dem A350 los, und nimmt die Staatsgarantien ab 2010 dann gar nicht in Anspruch."

Der A350 soll dem neuen B787 Dreamliner von Boeing auf dem wichtigen Markt für mittelgroße Langstreckenflugzeuge (200 bis 300 Passagiere) Konkurrenz machen.

Deutlich teurer

Airbus musste wegen Kundenkritik einen ersten A350-Entwurf nachbessern. Die Neuentwicklung des größeren und Sprit sparenderen A350 XWB wird nun mit neun bis zehn Milliarden Euro deutlich teurer sein als ursprünglich geplant. Dem europäischen Luftfahrtkonzern läuft inzwischen die Zeit davon.

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