Air Berlin:Übernahme nach Stufenplan

Die Bundesregierung ließe einen Zusammenschluss der Airline mit Lufthansa wohl zu.

Von Markus Balser und Jens Flottau

Der deutsche Luftverkehrsmarkt steht vor einschneidenden Veränderungen. Gerade erst hat sich Lufthansa mit ihrem angeschlagenen Konkurrenten Air Berlin darauf geeinigt, 38 Flugzeuge langfristig zu mieten. Doch das ist vermutlich nur der erste Schritt: Schon bald könnte Air Berlin ihre formale Eigenständigkeit komplett aufgeben und nur noch für Lufthansa fliegen.

Einen ersten Hinweis darauf lieferte der Verwaltungsrat von Air Berlin am Sonntag: Er ernannte den derzeitigen Lufthansa-Manager Thomas Winkelmann zum neuen Chef von Air Berlin. Winkelmann wird zum 1. Februar Stefan Pichler ablösen.

Aus Kreisen der Bundesregierung verlautete dazu, man beobachte den Prozess mit Sorge. Teile der Regierung sehen die Konzentration im Luftverkehr durchaus kritisch. Für Kunden habe das Nachteile, heißt es etwa im Verkehrsministerium. Den angedachten Zusammenschluss würde die Bundesregierung aber dem Vernehmen nach nicht untersagen - um nicht ein noch größeres Problem auszulösen. Denn bei einer Untersagung kämen wohl die Billigkonkurrenten Ryanair und Easyjet auf dem deutschen Markt stärker zum Zug. Das aber würde nach Air Berlin auch die Lufthansa stark unter Druck bringen. Ein solches Szenario gilt in Berlin als das am wenigsten Wünschenswerte.

Bislang ist nur der erste Schritt fest vereinbart: Air Berlin vermietet 38 Flugzeuge mit Besatzungen an Lufthansa, die diese wiederum bei ihren Tochtergesellschaften Eurowings und Austrian unterbringt. Zuvor hatte Air Berlin bereits ihre österreichische Tochter Niki verkauft - diese wird nun Teil einer neuen Ferienfluggesellschaft mit Tuifly.

Offen ist derzeit noch die Zukunft der Rest-Air Berlin mit ungefähr 75 Flugzeugen. Diese soll sich auf die Standorte Düsseldorf und Berlin konzentrieren. Das Portfolio der Lufthansa würde sie dort gut ergänzen, denn in den beiden Städten ist Deutschlands größte Fluggesellschaft traditionell eher schwach. Plötzlich könnte sie aber, wohl unter der Marke Eurowings, sogar ein nennenswertes Langstreckennetz von den beiden Flughäfen aus anbieten.

Wie genau der Zusammenschluss aussehen würde, ist allerdings noch ungewiss. Denn auch wenn sich die Bundesregierung nicht gegen die Pläne stellen würde, müsste eine Lösung für das Schuldenproblem von Air Berlin gefunden werden: Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf rund eine Milliarde Euro. Die will sich Lufthansa auf keinen Fall aufbürden. Eine Möglichkeit wäre, dass die Etihad Aviation Group, die derzeit mit 29,2 Prozent an Air Berlin beteiligt ist, noch ein letztes Mal Geld überweist - dieses Mal, um sich freizukaufen.

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