Air Berlin:Hunold leitet Verwaltungsrat

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Joachim Hunold feiert ein unverhofftes Comeback bei Air Berlin. Er übernimmt die Leitung des Verwaltungsrates - allerdings nur so lange, bis ein Nachfolger für den ausgeschiedenen Hans-Joachim Körber gefunden ist.

Von jfl, Frankfurt

Ziemlich genau sechs Jahre ist es her, dass die glanzvolle Karriere des Joachim Hunold ein trauriges Ende zu nehmen schien. Wegen der desaströsen Lage seiner Air Berlin kündigte der damals 62-Jährige nach 20 Jahren an der Spitze der Fluggesellschaft seinen Rückzug an. Er durfte sich immerhin mit einem Posten im Verwaltungsrat trösten.

Doch nun feiert Hunold ein unverhofftes Comeback, wenn auch wohl nur für begrenzte Zeit. Nach dem Rückzug des bisherigen Verwaltungsratschefs Hans-Joachim Körber übernimmt Hunold die Leitung des Gremiums "interimistisch", bis ein dauerhafter Nachfolger benannt ist. Was genau interimistisch bedeutet, ist offenbar noch nicht geklärt, denn angeblich steht ein permanenter Körber-Nachfolger nicht fest. Hunold soll nun mindestens bis zur Hauptversammlung, die am 14. Juni in London stattfindet, Chefaufseher bleiben.

Es spricht aber auch einiges dafür, dass er noch ein bisschen länger mitmischen darf. Denn mit Körber, 70, sind auch die beiden ehemaligen Etihad-Manager James Hogan und James Rigney sowie Joannes Zurnieden ausgeschieden, Hogan war zuvor wie Hunold stellvertretender Verwaltungsratschef. Etihad schickt nun ihren Chefstrategen Kevin Knight sowie den Juristen Henning zur Hausen, der früher bei Lufthansa gearbeitet hat. Hinzu kommen Matthias Kloepper, Ex-Finanzchef der Feri AG, sowie Thilo Schmidt, der einst die Abteilung Luftfahrt im Bundesverkehrsministerium geleitet hat.

Da sich Air Berlin wieder einmal nicht nur in dramatischer Lage befindet, sondern auch einen neuen Investor sucht, ist die Frage, ob ein neuer Verwaltungsratschef nicht erst dann kommt, wenn das Unternehmen verkauft ist. Derzeit gilt Lufthansa als einziger realistischer Interessent, falls Air Berlin-Anteilseigner Etihad die Schulden in Höhe von 1,2 Milliarden Euro übernimmt.

Hunold galt als verdienter Airline-Chef, solange sich Air Berlin auf das Ferienfluggeschäft konzentrierte. Er ist aber auch für den Strategieschwenk im Jahr 2006 verantwortlich, der als Wende zum Schlechteren gilt. Damals ging Air Berlin an die Börse, kaufte LTU und DBA und wollte Lufthansa direkt Konkurrenz machen.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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