Air Berlin:Aktienkurs stürzt ab

Das operative Ergebnis der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin soll 2008 nur noch halb so hoch ausfallen. Die Aktionäre müssen sich auf ein geringes Wachstum einstellen.

Jens Flottau

Air Berlin hat die Gewinnaussichten für das laufende Jahr 2008 deutlich zurückgeschraubt. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft geht davon aus, dass ihr operatives Ergebnis zwischen 73 und 120 Millionen Euro betragen wird. Damit würde der Gewinn im Extremfall nur halb so groß ausfallen, wie noch im Herbst prognostiziert. Damals hatte Air Berlin noch 140 bis 160 Millionen Euro vorhergesagt. Die Aktie stürzte am Montag zeitweise um 14 Prozent auf unter sieben Euro ab.

Air Berlin: Air Berlin steigt im Frühjahr in ein neues Geschäftsfeld ein und bietet von Mai an jeweils fünf tägliche Verbindungen zwischen Düsseldorf und Peking sowie Schanghai. Die Fluggesellschaft will sich mit der Initiative auf der Langstrecke als Alternative für Geschäftsreisende etablieren.

Air Berlin steigt im Frühjahr in ein neues Geschäftsfeld ein und bietet von Mai an jeweils fünf tägliche Verbindungen zwischen Düsseldorf und Peking sowie Schanghai. Die Fluggesellschaft will sich mit der Initiative auf der Langstrecke als Alternative für Geschäftsreisende etablieren.

(Foto: Foto: dpa)

Air Berlin ist nach Easyjet die zweite große europäische Fluggesellschaft, die für 2008 ihre Gewinnziele nach unten korrigiert hat. Große Konkurrenten wie Lufthansa, Ryanair und Air France-KLM gehen allerdings davon aus, dass sich ihre Ergebnisse im laufenden Jahr trotz hoher Kerosinpreise weiter verbessern werden.

Air Berlin soll profitabler werden

Konzernchef Joachim Hunold wehrte sich bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens gegen Kritik, die zuletzt mehrfach korrigierten Angaben seien unzuverlässig. "Wir haben keine Prognose aus dem Bauch heraus gemacht'', sagte Hunold. Indes räumte er ein, mittlerweile sei man "etwas vorsichtiger geworden. "Die Diskrepanz zwischen den Angaben von Ende 2007 und den aktuellen Aussagen erklärte Finanzchef Ulf Hüttmeyer mit zwei Faktoren: Damals sei der Geschäftsplan für das laufende Jahr noch gar nicht fertig gewesen. Außerdem seien die Aufwendungen für neue Langstrecken höher als gedacht.

Air Berlin steigt im Frühjahr in ein neues Geschäftsfeld ein und bietet von Mai an jeweils fünf tägliche Verbindungen zwischen Düsseldorf und Peking sowie Schanghai. Die Fluggesellschaft will sich mit der Initiative auf der Langstrecke als Alternative für Geschäftsreisende etablieren. Die in den ersten Monaten entstehenden Anlaufverluste bezifferte Hüttmeyer auf mehr als zehn Millionen Euro.

Trotz der Expansion in das neue Geschäftsfeld möchte Air Berlin 2008 insgesamt kaum wachsen. "Wir wollen eindeutig die Profitabilität steigern'', so Hunold. Die Flotte soll von durchschnittlich 125 auf 127 Maschinen wachsen, die Zahl der angebotenen Sitze sinkt sogar leicht. Insgesamt will Air Berlin 29 Millionen Passagiere befördern, im vergangenen Jahr waren es 28 Millionen.

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Aktienkurs stürzt ab

Hunold kündigte an, unprofitable Strecken aus dem Programm nehmen und das Streckennetz effizienter machen zu wollen. 2007 musste das Unternehmen nicht geplante Kosten von 70 Millionen Euro verkraften, weil die neue Tochtergesellschaft LTU nicht annähernd so schnell integrierbar war, wie angenommen. Eine Computerpanne, durch die in den letzten Monaten des Jahres zahlreiche freie Sitze nicht gebucht wurden, vermieste das Ergebnis endgültig. Der operative Gewinn sank deswegen von 64 auf gut 21 Millionen Euro, während der Umsatz von 1,58 auf 2,54 Milliarden Euro gestiegen war.

Ein vergleichsweise großer Unsicherheitsfaktor im laufenden Jahr sind die Kerosinpreise. Air Berlin hat zwar drei Viertel des Bedarfes bei 780 Dollar pro Tonne abgesichert. Doch das restliche Viertel könnte im schlechtesten Fall das Ergebnis um 21 Millionen Euro belasten.

Alte und neue Partner

Bei der Integration der LTU ist Air Berlin mittlerweile einen großen Schritt vorangekommen. Neu eingestellte Piloten und Flugbegleiter der LTU werden nur noch zu den niedrigeren Air Berlin-Bedingungen bezahlt. Im vergangenen Jahr waren die Personalkosten noch gestiegen - unter anderem deswegen, weil LTU-Besatzungen deutlich mehr verdienen als ihre Kollegen bei der Muttergesellschaft. Hunold glaubt, dass dadurch "der soziale Friede für die nächsten Jahre sichergestellt'' ist.

Air Berlin plant nach den Worten Hunolds nicht, die Kontrolle bei ihrem neuen Regionalpartner Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) zu übernehmen. Der Konzern hatte in der vergangenen Woche zehn Flugzeuge des Typs Bombardier Q400 bestellt, die ab dem kommenden Winter bei LGW eingesetzt werden. Über die Regionalfluggesellschaft will Air Berlin auch Strecken abdecken, für die die eigenen Flugzeuge zu groß sind. Die Q400 sollen ältere und teurere Jets des Typs Fokker 100 ablösen. Die Turboprops haben besonders niedrige Betriebskosten, weil sie deutlich weniger Treibstoff verbrauchen als Jets.

Anders liegt die Sache bei der Germania. Ein Teil der Erben des verstorbenen Germania-Gründers Hinrich Bischoff haben Hunold gefragt, ob Air Berlin das Unternehmen kaufen will. Die Familie ist sich aber offenbar uneins, denn ein Bischoff-Sohn weigert sich bislang, seinen Anteil zu verkaufen. Hunold lehnte einen Einstieg bei der Germania aber nicht grundsätzlich ab. "Wir haben uns noch nicht entschieden'', sagte er. Germania ist auf das so genannte Wet Leasing-Geschäft spezialisiert, bei dem Flugzeuge mit Besatzung an andere Gesellschaften vermietet werden. Air Berlin ist bislang einer der Hauptkunden Germanias. Bischoff hatte Hunold kurz vor seinem Tod damit beauftragt, das Unternehmen treuhänderisch zu leiten.

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