Agrarkonzerne:So begründet Bayer das Milliarden-Angebot für Monsanto

  • 55 Milliarden Euro bietet Bayer für Monsanto. Ein ziemlich hoher Preis, finden Analysten. Und auch die Aktionäre scheinen nicht begeistert zu sein.
  • Hinzu kommt, dass Monsanto vergleichsweise umstritten ist.

Von Jan Schmidbauer

Bei Bayer spricht man von einem "überzeugenden Wertsteigerungspotenzial". Durch die Übernahme von Monsanto will man zu einem "weltweit führenden Unternehmen der Agrarwirtschaft werden". Geflügelte Worte für ein Geschäft, das Bayer sich offensichtlich einiges kosten lassen will.

Der Dax-Konzern hat am Montag sein Angebot für die Übernahme des amerikanischen Agrarkonzerns abgegeben. 62 Milliarden Dollar, umgerechnet 55 Milliarden Euro, ist Monsanto dem Leverkusener Konzern wert. Das sind 122 Dollar je Aktie, 37 Prozent mehr im Vergleich zum Schlusskurs am 9. Mai. Oder mit anderen Worten: Ein ganz schön hoher Preis, den Bayer da zu zahlen bereit ist.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Unternehmen bei einer Übernahme bereit ist, mehr als den Börsenwert des Unternehmens zu bezahlen. Schließlich müssen die bisherigen Eigner ja davon überzeugt werden, ihre Anteile zu verkaufen. Doch Analysten schätzen den Preis, den Bayer anbietet, als zu hoch ein. "Strategisch ist die Übernahme von Monsanto sinnvoll, jedoch nicht zu jedem Preis", sagte ein Sprecher der Union Investment.

Die Analysten schätzen die Synergien, die Bayer durch den Zukauf des Agrarkonzerns erreichen kann, zwar als vielversprechend ein. Doch der Preis sei "am oberen Limit". Und man müsse davon ausgehen, dass der Zukauf für Bayer noch teurer werden könnte. Dann aber werde die Übernahme "immer unattraktiver". Marktbeobachter spekulieren nun darauf, dass Bayer andere Teile des Unternehmens verkaufen wird, um die Übernahme zu finanzieren. Doch das hat Bayer am Montag umgehend dementiert. Das Unternehmen will das Geschäft allein durch eine Kapitalerhöhung stemmen.

Monsanto ist für viele ein Synonym für "das Böse"

Die Mehrheit der Bayer-Aktionäre ist nicht gerade begeistert von der geplanten Übernahme. Zumindest gab die Aktie nach der Verkündung des Angebots weiter nach und verlor zeitweise mehr als zwei Prozent an Wert. Ein Zeichen dafür, dass die Anteilseigner den Preis der möglichen Übernahme für übertrieben halten. Eine andere Möglichkeit: Sie halten von der ganzen Sache gar nichts. Denn noch heftiger brach die bereits Aktie ein, als der Plan vergangene Woche erstmals bekannt wurde. Und da gab es über den Preis für Monsanto vorerst nur Spekulationen.

Der Grund für den Kursrutsch könnte auch ein anderer sein: Bayer will ja nicht irgendeinen Dünger-Betrieb übernehmen. Vielmehr plant das deutsche Unternehmen den Kauf eines weltweit hochumstrittenen Konzerns. Monsanto ist führend bei der gentechnischen Veränderung von Lebensmitteln und Hersteller von Mitteln, die das Pestizid Glyphosat enthalten. Für viele Aktivisten, aber auch für weite Teile der europäischen und amerikanischen Bevölkerung, ist das Wort Monsanto ein Symbol des Bösen.

Dazu äußert sich Bayer in seiner Pressemitteilung allenfalls indirekt. Nach den Worten des Bayer-Vorstandschefs Werner Baumann klingt die mögliche Fusion nach einer guten Lösung für alle. "Gemeinsam können wir auf der Erfahrung beider Unternehmen aufbauen, um ein führendes Agrarunternehmen zu schaffen, von dessen Innovationsfähigkeit Landwirte, Konsumenten, unsere Mitarbeiter sowie die Gesellschaft gleichermaßen profitieren."

Bayer betont, sich einer nachhaltigen Landwirtschaft verpflichtet zu fühlen. Die Argumentation: Wenn man eine steigende Weltbevölkerung mit ausreichend Lebensmitteln versorgen will, kommt man um Gentechnik nicht herum. Monsanto ist für Bayer also keineswegs Symbol des Bösen, sondern vielmehr ein Türöffner, um in Zukunft bei der Ernährung der Welt mitzumischen. Oder wie der Vorstandschef es sagt: "Wir sind seit langem von Monsanto beeindruckt."

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