Afrika:Safari-Papiere

Kenia verkauft als erstes Land Anleihen per Mobiltelefon. Sollte sich das bewähren, könnte das auf dem ganzen Kontinent Schule machen.

In Afrika spielen Mobiltelefone bei Geldgeschäften schon seit langem eine größere Rolle als in Europa oder Amerika - weil hier schlicht die Bankfilialen fehlen. Nun macht die Republik Kenia aus dieser Not eine Tugend: Als erstes Land der Welt bietet der Staat hier seine Anleihen den Investoren per Handy an. Direkt übers Mobiltelefon können Investoren neue Staatsanleihen aus Nairobi zeichnen - und brauchen dafür kein Bankkonto. Die Schuldenpapiere mit dreijähriger Laufzeit können so praktisch von jedermann geordert werden. Voraussetzung ist, dass der Investor nicht nur ein Mobiltelefon, sondern auch mindestens 3000 Schilling (umgerechnet 26,48 Euro) übrig hat. Den Kleinanlegern winkt eine Rendite von satten zehn Prozent und damit deutlich mehr als der übliche Sparzins.

Kenia will mit den Papieren umgerechnet nur 1,4 Millionen Euro einnehmen. Die sehr kleine Staatsanleihen-Emission gilt als Testlauf für eine zweite, größere Aktion im Juni. Der Staat kooperiert dabei mit dem Telekom-Konzern Safaricom, über dessen mobilen Finanzdienst die Geschäfte abgewickelt werden.

Das Land benötigt unter anderem Geld für ambitionierte Verkehrsprojekte - etwa eine Eisenbahnlinie zwischen der Küste und der Hauptstadt Nairobi. Bislang konnten Investoren nur Anleihen erwerben, wenn sie auch ein Bankkonto vorweisen konnten. Doch in dem 44-Millionen-Einwohner-Staat gibt es zwar 38,5 Millionen Mobilfunk-Verträge, aber nicht mal 15 Millionen Kontobesitzer. Sollte sich die Emission in Kenia als Erfolg herausstellen, dürfte das Modell nach Ansicht von Beobachtern auch in anderen Entwicklungsländern schnell Schule machen.

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