Ärger für George Soros:Der Staatsfeind

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George Soros hat sich mit Äußerungen in einem Fernsehinterview in China unbeliebt gemacht. (Foto: Bloomberg)

China warnt vor einem "Währungskrieg". Soros hatte angekündigt, gegen asiatische Währungen zu wetten.

Von Stephan Radomsky

Die Warnung steht auf der Titelseite, und sie gilt einem Mann: George Soros. In Davos habe der legendäre Investor, manche würden sagen Spekulant, "China den Krieg erklärt", heißt es da in einem Kommentar des kommunistischen Parteiblatts Renmin Ribao. Der sei aber "zum Scheitern verdammt, ohne jeden Zweifel", poltert der Autor, ein Mitarbeiter des Pekinger Handelsministeriums, weiter. Die vielsagende Überschrift: "Kriegserklärung gegen die chinesische Währung? Ha, ha!"

Allein: Zum Lachen ist in Peking offensichtlich keinem zumute. Der Text, der auch auf Englisch im Internet veröffentlicht wurde, ist eine Mischung aus wüsten Angriffen gegen Soros und Durchhalteparolen ans eigene Investoren-Volk.

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos hatte Soros in einem TV-Interview erklärt, dass er auf Verluste bei Standardaktien, rohstoffabhängigen Volkswirtschaften und asiatischen Währungen wette. Er setze auf US-Staatsanleihen. Das jagte Chinas Parteiführung offenbar einen ordentlichen Schrecken ein. Die Interpretation der Parteizeitung: Soros fordere den chinesischen Yuan und den Hongkong-Dollar heraus - auch wenn er diese Währungen gar nicht erwähnte.

Chinas Regierung fürchtet aber offensichtlich, dass Soros' Äußerungen die ohnehin höchst nervösen Anleger zusätzlich verunsichern könnten. Zumindest ist dem berüchtigten Währungsspekulanten nach wie vor Aufmerksamkeit an den Märkten garantiert - trotz seiner inzwischen 85 Jahre. Natürlich sei Soros' Plan aussichtslos, trotzdem warnte das Parteiblatt ihn, vorsichtshalber: Auch wenn 2015 für China schwierig war, sei das Wachstum doch viel größer als in den USA. Zudem könne man Wechselkursausschläge verkraften. "Marktteilnehmer werden sich früher oder später an die Schwankungen gewöhnen und weniger überreagieren", heißt es weiter.

Bisher tun sie aber genau das, was wohl auch der Grund für die Anwürfe ist. Seit Monaten stemmt sich Peking erfolglos gegen den Kurs-Kollaps der Börsen. Neue Gesetze und kostspielige Interventionen konnten die Anleger - oft Privatleute, die mit geliehenem Geld spekulieren - nicht beruhigen. Und nun meldete die Volksrepublik für 2015 ein Wachstum von 6,9 Prozent, das schwächste seit einem Vierteljahrhundert. Dass Premier Li Keqiang die wichtigsten Ziele trotzdem für erreicht hält und er mit der Entwicklung zufrieden sei, klingt da nach Zweckoptimismus. Bestenfalls.

Unwahrscheinlich, dass Soros das beeindruckt. Der zwang in den Neunzigern schließlich erst die Bank of England in die Knie und wettete Anschuldigungen zufolge später erfolgreich gegen krisengebeutelte asiatische Währungen. Gegen die Volksrepublik scheint er nun aber eigentlich nichts zu haben: "Eine harte Landung ist unvermeidbar", sagte er in dem Interview zwar. Aber: "China schafft das."

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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