Ärger beim Discounter:Lidl wirft Vorstandschef raus

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Der Discounterkette Lidl geht es grundsätzlich blendend. Trotzdem hat sich der Konzern nun von Vorstandschef Karl-Heinz Holland getrennt. Es gibt wohl intern gewaltigen Krach.

Von Max Hägler, Stuttgart

Es läuft sehr ordentlich bei Lidl, hört man aus der Handelsbranche. Im Wettkampf mit dem größeren Discounter Aldi mache der verschwiegene Einzelhandelskonzern aus Neckarsulm, die Nummer zwei der Branche, die bessere Figur: man wachse schneller, man habe durch die Aufnahme ausgewählter Markenprodukte ins Sortiment den Kundenwunsch schneller getroffen. Zudem soll Lidl, trotz des anhaltenden Preiskampfs, profitabler sein, was allerdings schwer nachzuprüfen ist.

Dennoch haben Lidl-Gründer Dieter Schwarz und sein Manager Klaus Gehrig nun zwei entscheidende Personen ausgetauscht: Vorstandschef Karl-Heinz Holland und Einkaufsvorstand Dawid Jaschok verlassen das Unternehmen wegen "unterschiedlicher, nicht überbrückbarer Auffassungen betreffend der künftigen strategischen Geschäftsausrichtung", teilte die Schwarz-Gruppe mit. Die Gründe sind zwar unklar, aber es gibt offenbar gewaltigen internen Krach.

Zuletzt hatte Lidl für Aufsehen gesorgt, weil sich der Discounter öffentlich gegen die Niedrigpreispolitik von Aldi bei Fleischprodukten stellte und faire Bedingungen für Tiere und Hersteller einforderte: "Angesichts der momentan schwierigen Rahmenbedingungen für Erzeuger und Verarbeiter in diesem Produktsegment sehen wir es als geboten an, an das Verantwortungsbewusstsein aller Marktbeteiligten zu appellieren", hieß es da. Sorgte das spektakuläre Vorgehen für Ärger?

Das Wachstum soll weitergehen

Jedenfalls scheint die Trennung nicht an der Gesamtleistung der beiden Manager zu liegen, das zeigen die recht umfangreichen Girlanden, die Holland und Jaschok zum Abschied gewunden wurden: "Wir möchten hervorheben, dass Herr Holland das Unternehmen in mehr als 23 Jahren, davon über zwölf Jahre als Mitglied im Vorstand und seit Oktober 2008 als Vorstandsvorsitzender, maßgeblich geprägt hat", heißt es da. Er habe einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung von Lidl zum europäischen Marktführer im Discountsegment beigetragen. Gleiches gelte für Jaschok, den Chef von Einkauf und Marketing.

Lidl, in den 1970er Jahren von Dieter Schwarz gegründet, der mittlerweile Milliardär ist, hat rund 3300 Filialen in Deutschland mit rund 70 000 Beschäftigten. Der Discounter will in den kommenden Jahren auch die Personaldecke in seinen Filialen ausbauen. In den vergangenen zehn Jahren sei die durchschnittliche Mitarbeiterzahl in den deutschen Filialen von elf auf 17 gestiegen, hieß es zuletzt. Das Wachstum werde auch so weitergehen.

Vor fünf Jahren war Lidl in der Kritik wegen schlechter Arbeitsbedingungen und der Überwachung von Mitarbeitern per Videokameras. In ganz Europa ist Lidl mit 9900 Filialen vertreten. Der Umsatz der Schwarz-Gruppe - neben Lidl gehört auch Kaufland dazu - betrug im Geschäftsjahr 2012/2013 knapp 68 Milliarden Euro.

© SZ vom 21.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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