Abwrackwerften in Pakistan:Friedhof der stählernen Riesen

Der Strand als Ort der Erholung? Nein, der Schwerstarbeit: Abwrackwerften, wie die im pakistanischen Gadani, sind für viele Schiffe die Endstation. Binnen weniger Monate werden die Ozeanriesen hier zerlegt. Bilder einer letzten Reise.

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Der Strand als Ort der Erholung? Nein, der Schwerstarbeit: Abwrackwerften, wie die im pakistanischen Gadani, sind für viele Schiffe die Endstation. Binnen weniger Monate werden die Ozeanriesen hier zerlegt. Bilder einer letzten Reise.

Die Küste Gadanis am Arabischen Meer ist alles andere als ein verschlafener Strandabschnitt. Sie ist weder malerisch, noch beliebt bei Touristen - und trotzdem wurde sie in den achtziger Jahren international berühmt. Mehr als 30.000 Arbeiter gewannen hier jährlich etwa eine Million Tonnen Stahlschrott, indem sie alte Schiffe zerteilten. Damit galt sie als die größte Abwrackwerft der Welt. Mittlerweile ist ihre Zukunft allerdings ungewiss, da die Anlagen im indischen Alang und bei Chittagong in Bangladesch Konkurrenz machen.

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Die großen Zeiten sind vorbei. An der pakistanischen Küste, etwa 50 Kilometer von Karatschi entfernt, arbeiten heute nur noch 10.000 Menschen. Vor mehr als drei Jahrzehnten beschäftigte die Werft noch drei Mal so viele, darunter Schweißer, Reinigungskräfte, Kranführer und Aufseher. Auch die Stahlgewinnung ist deutlich zurückgegangen auf weniger als 200.000 Tonnen pro Jahr.

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Viele der Arbeiter sind eigentlich Bauern oder haben handwerkliche Berufe erlernt, konnten damit aber in ihren Heimatorten nicht überleben. Auch in Gadani gibt es nicht viel zu verdienen, aber zumindest reicht es, um zu überleben.

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Um die Hochseeschiffe in ihre Einzelteile zu zerlegen, steuern die Kapitäne die Schiffe bei voller Fahrt auf den Strand zu. In der Nähe der rund 130 Anlegeplätze graben sich die Buge dann knirschend in das flache Ufer. Arbeiter befestigen die Schiffe mit dicken Stahlseilen am Ufer und beginnen, die Ozeanriesen zu zerteilen.

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Um ein mittelgroßes Schiff (etwa 40.000 Tonnen) komplett zu zerlegen, brauchen 50 Arbeiter durchschnittlich drei Monate. Das daraus gewonnene Rohmaterial fließt anschließend zu großen Teilen in die nationale Stahlindustrie Pakistans. 

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Dafür entkernen die Arbeiter das ganze Schiff und entfernen alles, was irgendwie wiederverwertbar erscheint. Diese Arbeiter rollen schwere Ölfässer aus dem Schiffsrumpf heraus und bringen sie an Land. Doch nicht nur die Fracht an Bord, auch die Schiffbaustoffe enthalten häufig Sondermüll, darunter krebserregende Dichtungsmassen und dutzende Tonnen verschiedener Asbestsorten in reiner oder verarbeiteter Form - in Ausnahmefällen sogar bis zu 200 Tonnen. Dazu kommen mehrere tausend Liter Ölreste.

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Die Arbeit ist daher nicht ungefährlich. Oft hat Greenpeace die Arbeitsbedingungen kritisiert, unter denen die Menschen schuften. So sollen viele der Wanderarbeiter in Indien und Bangladesch gerade einmal ein bis zwei Dollar am Tag erhalten - für eine Arbeit, die ihr Leben gefährdet.

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Nur wenige Arbeiter tragen Schutzkleidung, manche bewegen sich gar barfuss auf dem Wrack, aus dem überall spitze Metallteile herausstehen. Schweißer sind häufig giftigen Dämpfen ausgesetzt, die bei der Zerkleinerung der Schiffe entstehen. So wie dieser Schiffsarbeiter, der umgeben von Rauch Teile einer Schiffswand durchtrennt. 

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Die Stahlwände sind häufig mit zehn bis 100 Tonnen Anstrichstoffen behandelt, die giftiges Blei, Kadmium oder Arsen enthalten. Doch die schleichenden Gesundheitsgefahren am Arbeitsplatz, etwa durch Einatmen giftiger Dämpfe oder Asbeststaub, sind den Betroffenen nicht bekannt. Häufig auftretende Krankheiten gelten als Schicksal.

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Die EU-Kommission hat deswegen neue Regeln für den Umgang mit Altschiffen vorgeschlagen. Die Vorschriften sollen sicherstellen, dass die entsprechenden Schiffsabwrackanlagen Arbeitssschutzregeln beachten und umweltverträgliche Methoden anwenden. Sofern EU-Ministerrat und Parlament zustimmen, müssen europäische Schiffe künftig ein Inventar der an Bord befindlichen Gefahrstoffe aufstellen und eine Inventarbescheinigung beantragen. Außerdem müssen die gefährlichen Stoffe an Bord reduziert werden, bevor das Schiff an eine Abwrackwerft überführt wird.

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Wie ein Arbeitnehmervertreter der Presseagentur AFP berichtet, arbeiten viele der Wanderarbeiter in Gadani sechs Tage die Woche und bekommen dafür einen Lohn von 300 Dollar im Monat. Rund die Hälfte davon geht allerdings für Essen und Miete in schäbigen Hütten nahe der Werft drauf. 

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Auf dem Gelände der Abwrackbetriebe stehen neben Arbeiterhütten, Kränen und Müllbergen auch kleinere Geschäfte, in denen sie, wie dieser Arbeiter, einkaufen oder auch daheim anrufen können. 

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Frisches Wasser oder funktionsfähige Duschen gibt es in diesen Hütten nicht. Stattdessen waschen sich die Arbeiter meist direkt auf dem Gelände der Werften.

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Neben Schweißern und Putzkräften sind die vielen Kranführer wichtige Arbeiter auf den Schiffsfriedhöfen. Wie dieser 17-jährige Junge warten sie auf die abgetrennten Metallteile des Schiffes, um sie dann auf die Werft zu transportieren.

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Die Schicksale der Arbeiter wurden bereits in mehreren Filmen dokumentiert, darunter auch der Film "Shipbreakers" aus dem Jahr 2004 und die deutsche Produktion "Workingman's Death". Der Film behandelt vor allem die solidarische Beziehung der Männer, die sich bei ihrer lebensbedrohlichen Arbeit entwickelt. Gemeinsames Arbeiten, Beten, Wohnen und Leben sorgt für das dringend notwendige Zusammengehörigkeitsgefühl.

© Süddeutsche.de/skes/bero
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