Abschwung:Chinas Wirtschaftswachstum sinkt auf Dreijahrestief

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Das sechste Quartal in Folge ist die Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft rückläufig: Nun liegt sie bei 7,6 Prozent - dem tiefsten Stand seit 2009. Grund zur Panik? Nicht wirklich. Das Land steht vergleichsweise gut da und der Ausblick ist positiv.

Schlechte Zahlen sind oft relativ. So meldete das nationale Statistikamt in Peking nun für das zweite Quartal ein Wirtschaftswachstum von 7,6 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit drei Jahren. Der Abschwung setzt sich nun schon das sechste Quartal in Folge fort; zu Beginn des Jahres war die chinesische Wirtschaft noch um 8,1 Prozent gewachsen. Die Binnennachfrage schwächelt ebenso wie die Exporte nach Europa und in die USA.

Gerade im Ausland kann man sich angesichts der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung über die Sorgen der chinesischen Regierung nur wundern. Der Euro-Zone droht die Rezession, für die USA rechnet der Internationale Währungsfonds in diesem Jahr mit einem Wachstum von zwei Prozent. "Wenn das die prophezeite harte Landung für China ist, lasst uns alle auf das selbe Schicksal für die USA hoffen", kommentierte Finanzexperte Steven Rattner in der New York Times.

Dennoch: Zwar liegt die Regierung in Peking mit ihrem Wachstumsziel von 7,5 Prozent für das Gesamtjahr auf Kurs - im Vergleich zu zweistelligen Wachstumsraten in der jüngeren Vergangenheit ist der Abschwung aber deutlich sichtbar. Die kommunistische Führung in Peking stemmt sich mit aller Macht gegen eine allzu starke Konjunkturabkühlung. Sie fürchtet unruhige Zeiten, falls die hohe Zahl an Jobsuchenden auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr fündig wird.

Ministerpräsident Wen Jiabao betonte in dieser Woche, dass höhere Investitionen notwendig seien, um das Wachstum zu stärken. Die Zentralbank senkte vor wenigen Tagen erneut die Zinsen, um die Konjunktur anzukurbeln. Zudem lockerte sie seit November dreimal die Mindestreserveanforderungen für die Banken, um die Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher anzuschieben.

Und die Zentralbank hat sogar noch Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Denn im Gegensatz zur Euro-Zone braucht China momentan keine zu hohe Inflation fürchten. Im Gegenteil: Die Verbraucherpreise im Juni stiegen nur noch um 2,2 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr sanken sie sogar um mehr als zwei Prozent. Allerdings ist auch das ein Indikator für ein Abkühlen der Wirtschaft.

Der Ausblick für China ist jedoch positiv. Das sei bereits der Tiefpunkt des Jahres, sagte Lu Ting, Analyst bei der Bank of America dem Wall Street Journal. "Das BIP wird im dritten Quartal wieder zulegen, weil sich die seit Mai getroffenen Maßnahmen der Regierung positiv auswirken werden", glaubt Ting.

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