Abgasskandal:Razzia bei Audi-Chef Stadler

Abgasskandal: Steht zunehmend unter Druck: Audi-Chef Rupert Stadler.

Steht zunehmend unter Druck: Audi-Chef Rupert Stadler.

(Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)
  • Im Abgasskandal bei Audi wird nun auch gegen Firmenchef Rupert Stadler ermittelt.
  • Die Staatsanwaltschaft ließ am Montag bereits seine Wohnung durchsuchen.
  • Trotz hartnäckiger Gerüchte hält sich der 55-Jährige weiter als Audi-Chef.

Im Abgasskandal steht Audi-Chef Rupert Stadler zunehmend unter Druck. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt nun auch gegen ihn persönlich. Stadler werde bereits seit dem 30. Mai als Beschuldigter geführt, genau wie ein weiteres Mitglied des Vorstands der VW-Tochter aus Ingolstadt. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit.

Ihnen werde demnach Betrug sowie mittelbare Falschbeurkundung zur Last gelegt. Es gehe um den Vorwurf, dass Dieselfahrzeuge mit manipulierter Software zur Abgassteuerung auf den europäischen Markt gebracht worden seien. Zur Sicherung von möglichem Beweismaterial seien am Montag bereits die Privatwohnungen von beiden Beschuldigten durchsucht worden, so die Staatsanwaltschaft weiter. Ein Audi-Sprecher bekräftigte, die VW-Tochter kooperiere mit den Ermittlern.

Bereits im vergangenen Sommer war deutlich geworden, dass Audi eine zentrale Rolle im Abgasskandal gespielt haben muss. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt das Unternehmen, in den USA und Europa ab 2009 mindestens 210 000 Dieselautos mit Abgas-Software verkauft zu haben.

Zweimal bekam Audi schon Besuch von der Staatsanwaltschaft, zuletzt im Februar: Damals hatten Staatsanwälte die Audi-Zentrale in Ingolstadt und Büros im Werk Neckarsulm durchsucht. Unterfüttert wurden die Vorwürfe gegen den Konzern mit Informationen eines Ex-Audi-Ingenieurs, der in Untersuchungshaft saß und der den Vorstand in die Haftung nehmen will. Zuvor hatten sie in einer spektakulären Aktion im März 2017 während der Jahres-Pressekonferenz die Konzernzentrale durchsucht.

"Habe mir nichts vorzuwerfen"

Die Staatsanwaltschaften in München und Braunschweig ermitteln seit vielen Monaten in der Dieselaffäre gegen zahlreiche Beschuldigte bei Volkswagen und Audi. Stadler hat bislang jede Beteiligung an den Manipulationen bestritten: "Ich bin im Rahmen der Aufarbeitung der US-Dieselthematik interviewt worden und habe mir nichts vorzuwerfen." Trotz immer wieder aufkeimender Gerüchte hält er sich bislang als Audi-Chef. "Ich habe das Gefühl, dass ich als CEO in einer schwierigen Zeit einen wesentlichen Beitrag leisten kann und muss", sagte er zuletzt.

Die Volkwagen-Tochter Audi überprüft seit Längerem alle möglichen Diesel-Varianten auf illegale Abschalteinrichtungen. Zuletzt hatte Audi-Chef Stadler davon gesprochen, dass weit über 90 Prozent abgearbeitet seien, es jedoch weiterhin Prüfungen gebe. Einige Fälle seien bereits ans Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) geschickt worden. Erst kürzlich hatte das KBA den offiziellen Rückruf von 60 000 A6 und A7 wegen einer manipulierten Motorsteuerung angeordnet.

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