Abgasmanipulation:Verdacht gegen Fiat

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Das Kraftfahrt-Bundesamt hat den italienischen Autobauer im Visier. Untersucht werden Fahrzeuge mit 1,6- sowie 2,0- und 2,2-Liter-Motoren, die angeblich die Euro-6-Norm erfüllen. Das Unternehmen wollte sich nicht äußern.

Von Klaus Ott, Berlin/München

Drei Autos, ein Verdacht: Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg prüft in Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium bei drei Diesel-Fahrzeugen von Fiat, ob der italienische Autohersteller seine Abgaswerte auf verbotene Weise manipuliert. Untersucht werden Autos mit 1,6- sowie 2,0- und 2,2-Liter-Motoren, die angeblich die Euro-6-Norm erfüllen. Die Fahrzeuge dürften nur noch 80 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen. Das KBA hatte in den vergangenen Wochen und Monaten bei Tests von Diesel-Autos zahlreicher Konzerne Hinweise auf eine Art Zeitschaltuhr bei Fiat-Fahrzeugen gefunden. Diese Software soll bewirken, dass die Abgas-Reinigung 22 Minuten nach dem Start von Fiat-Autos vorzeitig abgeschaltet wird. Schadstoff-Messungen auf einem Prüfstand im Labor, mit denen die Behörden in Europa die Abgaswerte kontrollieren, dauern normalerweise 20 Minuten.

Fiat könnte, so der Verdacht, die Schadstoff-Reinigung außerhalb des Labors mit einer verbotenen Software umgehen und sich sowie den Kunden somit Kosten ersparen. Der Konzern Fiat Chrysler Automobiles (FCA) wollte sich dazu nicht äußern. Fiat hatte 2014 den US-Hersteller Chrysler übernommen. Chrysler-Fahrzeuge sind von dem Verdacht des KBA nicht betroffen. Mit Untersuchungsergebnissen bei den drei Fiat-Fahrzeugen ist in den nächsten Wochen zu rechnen. Dann will Dobrindt die Resultate veröffentlichen.

Dobrindt hatte kürzlich Schadstoffwerte von mehr als 50 Diesel-Fahrzeugen publik gemacht. Darunter waren drei Modelle von Fiat, die offiziell die Euro-5-Norm einhalten. Statt der erlaubten 180 Milligramm Stickoxide pro Kilometer stießen diese Autos bei Messungen auf der Straße jedoch weit mehr aus: 605 sowie 905 und im Extremfall sogar mehr als 2500 Milligramm pro Kilometer.

Im Anschluss an den Fiat-Prüfreport wollen das KBA und Dobrindt einen weiteren Untersuchungsbericht veröffentlichen, der sich mit dem klimaschädlichen Kohlendioxid (CO₂) befasst. Bei den Stickoxid-Tests hatte das Kraftfahrt-Bundesamt auch den CO₂-Ausstoß gemessen und war bei mehreren Fahrzeugen auf auffällige Werte gestoßen. Diese Modelle werden nun noch einmal überprüft. Welche Autokonzerne betroffenen sind, ist nicht bekannt und wird vom KBA wie vom Verkehrsministerium nicht mitgeteilt. Zum Ärger von Öko-Organisationen wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Wenn die Bundesregierung ihre eigenen Klimaziele ernst nimmt, muss sie schnellstens aktiv werden und dafür sorgen, dass drastische CO₂-Einsparungen nicht nur auf dem Papier stehen sondern endlich Realität werden", sagt Verbandschef Hubert Weiger. Notwendig seien "unabhängige und realistische Messungen", die am besten durch das Umweltbundesamt organisiert werden sollten, so Weiger.

Der BUND hat beim KBA beantragt, auf Basis des Umwelt-Informationsgesetzes Auskunft über die CO₂-Messungen zu bekommen. Damit ist aber nicht zu rechnen. Bei den Stickoxid-Tests haben das KBA und das Verkehrsministerium die Resultate so lange zurückgehalten, bis Dobrindt die Werte selbst veröffentlichte. So soll das auch bei CO₂ geschehen.

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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