Abgasaffäre:Winterkorn muss es gewusst haben

Der ehemalige Konzernchef kennt immer noch jedes technische Detail der VW-Autos - nur von der Abgasmanipulation will er nichts gewusst haben. Wer soll ihm das glauben?

Kommentar von Max Hägler

Chance vertan - so sprechen Bundestagsabgeordnete nach dem Auftritt des ehemaligen VW-Chefs Martin Winterkorn im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Dieselskandal. Der Mann hätte seine Zeugenaussage nutzen können, um allen Beteiligten endlich Klarheit zu verschaffen.

Natürlich, Erläuterungen wären interessant gewesen, aber Empörung über deren Ausbleiben ist nicht angebracht. Es geht in dieser Sache um mehr als die Ehre, es geht um Schadenersatz in Milliardenhöhe und vielleicht sogar auch um Haftstrafen. Wer würde sich schon freiwillig in diese Gefahr begeben? Das kann niemand verlangen. Es ist verständlich, dass Winterkorn zuerst mit dem Staatsanwalt reden will. Damit hat Winterkorn auch keine Schuld eingestanden, sondern sich so verhalten, wie es der Rechtsstaat erlaubt. Fraglos aber hat er den Verdacht gegen sich bestärkt. Ausführlich schilderte Winterkorn, der Ingenieur, Details vom Automobilbau, er sprach über Emissionstests, Stickoxide und Einspritzpumpen - dieser Mann ist vom Fach, immer noch, auch eineinhalb Jahre nach seinem Rückzug.

Kann es wirklich sein, dass gerade ihm nicht die Unstimmigkeiten auffielen bei der Konstruktion der Motoren, bei der Abgasreinigung, beim Rückruf einer halben Million Autos, als die US-Behörden sich zum ersten Mal beschwert hatten über viel zu hohe Abgaswerte? Mehr als zuvor gilt nun: schwer vorstellbar.

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