Abgasaffäre:Ruhe für VW - auch wenn sie teuer ist

Abgasaffäre: Um "astronomische Summen" handelt es sich bei der Strafe im Hinblick auf die Gesamtkosten des VW-Abgasskandals nicht mehr.

Um "astronomische Summen" handelt es sich bei der Strafe im Hinblick auf die Gesamtkosten des VW-Abgasskandals nicht mehr.

(Foto: AP)

Mit 4,3 Milliarden US-Dollar Strafzahlung räumt Volkswagen AG den letzten großen Brocken in der Diesel-Affäre aus dem Weg. Die Summe dürfte die Rückstellungen der Firma übersteigen - und bringt dennoch Sicherheit.

Von Max Hägler

Es ist der wohl letzte große Brocken, den Volkswagen in den USA nun wegräumt in der rechtlichen Aufarbeitung des Diesel-Skandals: 4,3 Milliarden US-Dollar Strafe wird das Unternehmen in den USA wohl zahlen, sofern die Verhandlung mit dem dortigen Justizministerium und dem Zoll erfolgreich zu Ende gehen. Man befinde sich mit den Institutionen "in fortgeschrittenen Gesprächen", teilte der Autokonzern aus Niedersachsen am Abend mit. Dabei geht es um viel Geld, mehr als spekuliert worden war. Dennoch dürften die Manager erleichtert sein: Eine Einigung bringt Ruhe und Planungssicherheit - auch wenn sie teuer ist.

Ziel der Gespräche sei der Abschluss von Vergleichsvereinbarungen über die Beilegung bestimmter strafrechtlicher Untersuchungen und bestimmter zivilrechtlicher Bußgeldverfahren im Zusammenhang mit dem Abgasskandal in den USA, erklärte Volkswagen. Der Konzern will offenbar in gewissem Maße eine Schuld anerkennen und zudem eine sogenannte "unabhängige Aufsichtsperson" ins Haus lassen für die nächsten drei Jahre: Solch ein von der US-Justiz bestellter "Monitor" beaufsichtigte auch einige Jahre den Daimler-Konzern nach einem Korruptionsskandal; dort hatte die Aufgabe der vormalige FBI-Chef Louis Freeh übernommen und von seinem Büro in der Konzernzentrale mit strengem Blick und der Hilfe von Mitarbeitern über das Geschäftsgebaren gewacht. Mit der Milliardenstrafe muss der VW-Konzern dafür büßen, dass er mit der Manipulation von rund einer halben Million Dieselautos die Behörden in den USA getäuscht und gegen das Luftreinhaltegesetz verstoßen hat. Noch müssen dem Vergleich allerdings der Vorstand und der Aufsichtsrats von Volkswagen zustimmen und letztlich auch noch US-Gerichte. Bereits am Mittwoch könnten die Unterschriften aber geleistet werden.

Insgesamt kostet die Aufarbeitung des Diesel-Skandals damit wohl mindestens 22 Milliarden Dollar. Die Summe übersteigt wahrscheinlich die Rückstellungen im Unternehmen, obwohl diese bereits hoch waren; VW hat zur Bewältigung des Abgasskandals etwa 18 Milliarden Euro, also etwa 19 Milliarden Dollar, eingeplant. Der bereits vereinbarte Vergleich mit den Umweltbehörden und den Besitzern von Mittelklassewagen, der Entschädigungen, Rückkäufe und Reparaturen vorsieht, schlägt mit bis zu 14,7 Milliarden Dollar zu Buche. Ungefähr 1,8 Milliarden fließen an die VW-Händler und US-Bundesstaaten, mit denen Volkswagen Kompensationen vereinbart hat. Eine weitere Milliarde könnte an die Eigentümer von Oberklasse-Autos gehen; in einigen Wochen wird der Betrag feststehen. Was noch dazu kommt: Einige Gerichtsstreitigkeiten mit klagenden Anlegern oder Bundesstaaten. Da gehe es aber nicht um "astronomische Summen", heißt es aus dem Konzern. Wobei das nicht ausschließt, dass noch einmal hohe, dreistellige Millionenbeträge fließen könnten. Aber das sind in diesen so teuren Zeiten keine astronomischen Beträge mehr. Ebenfalls nicht einberechnet sind die Klagerisiken, die auf andren Kontinenten gegen das Unternehmen anhängig sind infolge des Diesel-Skandals.

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