Abgasaffäre:CO₂-Werte werden für Smart und Opel zum Problem

German Transport Minister Dobrindt attends the weekly cabinet meeting at the Chancellery in Berlin

Will die Autohersteller zu intensiveren Tests bewegen: Verkehrsminister Alexander Dobrindt.

(Foto: REUTERS)
  • Das Bundesverkehrsministerium hat bei zwei Diesel-Modellen deutich zu hohe CO₂-Werte festgestellt.
  • Es handelt sich dabei um ein Opel-Zafira-Modell und einen Smart Fortwo.
  • Der höhere CO₂-Ausstoß schadet nicht nur der Umwelt - den Kunden entstehen durch den erhöhten Kraftstoffverbrauch wohl auch mehr Kosten.

Von Markus Balser, Berlin

In der Abgasaffäre um manipulierte Dieselmotoren erheben die Behörden neue Vorwürfe. Diesmal allerdings geht es nicht um die bislang geprüften NOₓ-Werte, die für die schlechte Luft in den Städten verantwortlich sind. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums fielen Autos bei Prüfungen auch beim Klimagas CO₂ durch. Der Ausstoß eines Modells des Opel Zafira mit 1,6-Liter-Dieselmotor habe 8,9 Prozent über dem angegebenen Wert gelegen, sagt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Auch ein Smart Fortwo (0,8-Liter-Diesel) habe mit 4,4 Prozent die eigenen Angaben deutlich verfehlt. Abschließend sei das Ergebnis im Fall des Smart jedoch noch nicht, es laufen demnach noch weitere Tests.

Für die Autohersteller ist es ein brisanter Vorwurf. Denn höhere CO₂-Werte bedeuten nicht nur ein großes Problem für die Umwelt, da sie die Erderwärmung fördern. Sie legen auch nahe, dass der Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge höher ausfällt, Kunden damit also mehr Kosten entstehen als nach Herstellerangaben erwartet. Gerichte haben in vergleichbaren Fällen schon bei zehn Prozent höherem Verbrauch die Rücknahme von Fahrzeugen angeordnet. Bei höherem CO₂-Ausstoß müsste der Staat eigentlich auch höhere Kfz-Steuern berechnen, die vom angegebenen Ausstoß der Hersteller abhängen. Zudem legen die Diskrepanzen nahe, dass Hersteller Mühe haben, die offiziellen CO₂-Emissionsziele der EU zu erreichen, wonach die Werte der Pkw-Fahrzeugflotten im Schnitt von heute 130 Gramm CO₂ pro Kilometer bis 2020/21 auf 95 Gramm sinken müssen. Sonst drohen hohe Strafen.

Insgesamt hat das Ministerium 30 Fahrzeuge getestet und am Dienstag die Ergebnisse für die ersten 19 mit deutscher Typzulassung veröffentlicht. Die anderen Modelle hätten sich innerhalb oder unter der tolerierten Abweichung von vier Prozent zu den Herstellerangaben bewegt, darunter etwa ein VW Passat, ein VW Golf, ein Mercedes C 220, ein Mitsubishi ASX oder auch weitere Zafira-Modelle. Weitere zehn Modelle mit ausländischer Typzulassung würden noch geprüft, teilte das Ministerium mit.

Auffällig ist, dass bei den ersten - vorläufigen - Tests zum CO₂ im vergangenen Jahr noch praktisch alle Fahrzeuge durchfielen. Das Ministerium erklärt die abschließend besseren Testergebnisse damit, dass bei den ersten Tests die Formalien für CO₂-Messungen nicht eingehalten wurden. So müssten etwa Klimaanlagen abgestellt sein. Damit stellt sich allerdings die Frage, wie valide die finalen amtlichen Tests eigentlich sind und ob sie das wahre Ausmaß der CO₂-Affäre wiedergeben. Opel müsse nun eine neues Update für das betroffene Zafira-Modell liefern, sagt Dobrindt. Dem eigentlichen Vorschlag für die Nachrüstung könne das Kraftfahrt-Bundesamt unter diesen Umständen nicht zustimmen.

Dobrindt will die Autobranche künftig zu intensiveren Tests bewegen. Er habe mit den deutschen Autoherstellern die Gründung eines "Deutschen Instituts für Verbrauchs- und Emissionsmessungen" (DIVEM) vereinbart, sagte er. Es soll von der Autobranche mit etwa zwei Millionen Euro pro Jahr finanziert und noch in diesem Jahr als Verein gegründet werden. Etwa 70 Modelle sollen so künftig pro Jahr unter realistischen Bedingungen getestet werden. Auf einer eigenen Webseite sollen die Tests veröffentlicht werden und Bandbreiten für Verbrauchs- und CO₂-Werte angeben. Zwar soll der Verein auch von Verbraucherschützern und Umweltbehörden kontrolliert werden. Die Politik setzt damit allerdings auf die eigenen Tests einer Branche, die die Behörden teils über Jahre an der Nase herumgeführt hat.

Dobrindt hatte bereits im Frühjahr 2016 angekündigt, dass die Abgas-Untersuchungskommission seines Ministeriums ihre Arbeit nach der Prüfung von Stickoxiden auch auf CO₂ ausdehnen soll. "Unsere Arbeit ist noch nicht zu Ende", hatte er erklärt. Doch seitdem ließ die offizielle Veröffentlichung der Messdaten auf sich warten. Wann der zweite Teil des Berichts veröffentlicht wird, ließ Dobrindt nun erneut offen. Nachforderungen bei der Kfz-Steuer soll es für die CO₂-Sünder laut Dobrindt ebenfalls nicht geben.

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