Die Umweltorganisation Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) fordert im Zuge der Abgasaffäre einen Verkaufstopp für neue Dieselfahrzeuge mit erhöhten Abgaswerten. Einen entsprechenden Antrag habe man bereits am Montag beim zuständen Kraftfahrt-Bundesamt gestellt, teilte die Organisation mit.
Der Antrag könnte Autohersteller hart treffen. Denn darin wird das Aus für alle Autos beantragt, die mit der eigentlich modernsten Dieseltechnik nach der Euro-6-Norm ausgerüstet sind, die zulässigen Grenzwerte aber in vielen Fällen nicht einhalten. Für Euro-6-Fahrzeuge liegt der gesetzliche Grenzwert beim Ausstoß gesundheitsgefährdender Stickstoffoxide derzeit bei 80 mg pro Kilometer. Doch während viele Autos diese Grenze bei Labortests einhalten, werden sie bei Tests im regulären Betrieb auf der Straße regelmäßig überschritten. Rechtlich bewegen sich die Hersteller damit in einer Grauzone. Denn die Straßentests sind nach EU-Bestimmungen erst ab 2017 vorgeschrieben.
Der BUND beruft sich bei seinem Antrag auf einen Artikel einer Verordnung, nach der die zuständigen Prüfbehörden in Europa verpflichtet seien, den Verkauf von Autos, die Grenzwerte nicht einhalten, zu untersagen; Artikel 10 Absatz 5 der Verordnung (EG) Nr. 715/2007. Wie schmutzig die angeblich so sauberen Euro-6-Fahrzeuge oftmals sind, haben Untersuchungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) längst ergeben. Die staatlichen Prüfer ermittelten bei Straßentests 26 Fahrzeuge, die beim Abgas weit über den Grenzwerten lagen. Darunter sind Autos der Marken Mercedes und Renault, Porsche und Opel.
Jedes Neufahrzeug mit Dieselmotor, das seine gesetzlichen Grenzwerte nicht einhalte, belaste nach seiner Erstzulassung für viele Jahre die Luft deutlich stärker mit Schadstoffen als es dürfte, heißt es beim BUND. Daher sei es zwingend notwendig, dass solche Fahrzeuge nicht mehr verkauft werden. Das KBA äußerte sich auf SZ-Anfrage zunächst nicht dazu.
