Abgas-Affäre:Offenbar strafrechtliche Ermittlungen gegen VW

A Volkswagen 2016 Touareg TDI is seen at a VW dealership in the Queens borough of New York

Gegen VW ermittelt im Skandal um manipulierte Abgasuntersuchungen jetzt offenbar die US-Justiz.

(Foto: Shannon Stapleton/Reuters)
  • Das Justizministerium in Washington leitet wegen der Abgas-Affäre Untersuchungen gegen VW ein. Das berichten mehrere US-Medien.
  • Die US-Umweltbehörde EPA will nun die Dieselfahrzeuge anderer Hersteller genau prüfen. In Deutschland hat Umweltminister Dobrindt ebenfalls Tetsts angekündigt.
  • Der VW-Aufsichtsrat denkt über personelle Konsequenzen nach.

Strafrechtliche Ermittlungen gegen VW

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen haben die US-Behörden nach Berichten mehrerer Medien strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Das berichten unter anderem Bloomberg und das Wall Street Journal unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Kreise. Demnach leitet die Umweltabteilung des US-Justizministeriums die Ermittlungen. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür nicht.

Die US-Umweltbehörde EPA wirft dem Konzern die Manipulation von Schadstoffmessungen bei Dieselfahrzeugen vor, es drohen milliardenschwere Strafzahlungen. Die Wolfsburger haben das Fehlverhalten bereits eingeräumt und versprachen, mit der Behörde zu kooperieren. Der Konzern erließ zudem einen Verkaufsstopp für die betreffenden Modelle in den USA. Betroffen von den Manipulationsvorwürfen sind fast eine halbe Million Fahrzeuge.

VW-Aufsichtsrat erwartet personelle Konsequenzen

Nach Auffassung von Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies soll es bei VW "am Ende auch personelle Konsequenzen geben". Zunächst sei jedoch eine gründliche Aufklärung nötig, damit das Unternehmen das verlorene Vertrauen wiedergewinnen könne, sagte der niedersächsische Wirtschaftsminister in einem Interview: "Ich glaube, mit übereilten Forderungen nach Rücktritten haben wir doch das Problem nicht gelöst und das verlorengegangene Vertrauen nicht wiedergewonnen." Einen Rücktritt von Vorstandschef Martin Winterkorn forderte er nicht.

Das oberste Kontrollorgan des Wolfsburger Autokonzerns will sich am Mittwoch in einer Krisensitzung mit den Vorwürfen aus den USA befassen. Das Gremium, in dem neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden Berthold Huber und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auch Betriebsratschef Bernd Osterloh und Wolfgang Porsche sitzen, soll die Aufsichtsratssitzung am Freitag vorbereiten. Dann will man über eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Winterkorn um zwei Jahre bis Ende 2018 beraten. Außerdem soll das Gremium über den von Winterkorn angestoßenen Konzernumbau informiert werden.

Unterdessen setzte die VW-Aktie ihre Talfahrt fort. Das Papier verlor in einem stabilen Markt knapp fünf Prozent und war erneut schwächster Wert im Leitindex Dax. Schon am Montag hatte VW fast ein Fünftel seines Börsenwerts eingebüßt.

EPA will Dieselfahrzeuge anderer Hersteller überprüfen

Die US-Behörde EPA will nun auch die Dieselfahrzeuge von anderen Autoherstellern genau prüfen. Die Umweltschutzbehörde machte keine Angaben dazu, welche Unternehmen betroffen sind. Auch die deutschen Konzerne Daimler und BMW sind auf dem US-Markt mit Dieselfahrzeugen vertreten. Die Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren für die sogenannte "Clean Diesel"-Technologie geworben und US-Autokäufern den Motorentyp als sparsame und umweltfreundliche Alternative präsentiert.

Überprüfungen auch in Deutschland und Südkorea

In Deutschland will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sämtliche Diesel-Modelle des Autobauers auf dem hiesigen Markt überprüfen. Der CSU-Politiker sagte der Bild-Zeitung: "Unabhängige Kontrollen finden immer wieder statt. Allerdings habe ich das Kraftfahrtbundesamt angewiesen, bei den VW-Dieselmodellen jetzt umgehend strenge spezifische Nachprüfungen durch unabhängige Gutachter zu veranlassen."

In Südkorea kündigte das Umweltministerium an, den Schadstoffausstoß von Diesel-Fahrzeugen der Marken VW und Audi untersuchen zu wollen. Betroffen seien 3000 bis 4000 Autos der VW-Modelle Jetta und Golf sowie des Audi A3, die zwischen 2009 und 2015 produziert worden seien. "Sollten die südkoreanischen Behörden Probleme in den VW-Diesel-Wagen finden, könnte die Untersuchung auf alle deutschen Diesel-Wagen ausgeweitet werden", sagte ein Ministeriumsvertreter.

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