Abgas-Affäre:Ausbau der Schummel-Software kostet VW bis zu 200 Euro pro Auto

Abgas-Affäre: VW-Neuwagen.

VW-Neuwagen.

(Foto: AFP)
  • Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt verlangt von VW einen Zeitplan, wie der Konzern die Manipulationen beenden will.
  • Die Umrüstung könnte Volkswagen mehrere 100 Millionen Euro kosten.

Von Klaus Ott

Blaue Briefe aus Flensburg sind bei Deutschlands Autofahrer gefürchtet. Wer wegen Verkehrs-Verstößen zu viele Minuspunkte beim Kraftfahrt-Bundesamt gesammelt hat, muss um seinen Führerschein bangen. Jetzt hat Volkswagen wegen der Abgas-Manipulationen bei Diesel-Autos ebenfalls einen blauen Brief aus dem Norden erhalten. Die Flensburger Behörde will notfalls die Umrüstung der laut Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bis zu 2,8 betroffenen Millionen Fahrzeuge erzwingen.

Die Aktion, die Volkswagen mehrere hundert Millionen Euro kosten könnte, soll so rasch wie möglich beginnen. Das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg hat dem Konzern ein Ultimatum bis zum 7. Oktober gesetzt (hier der Brief im Wortlaut). VW muss bis dahin erklären, ob man in der Lage sei, die Probleme an den Fahrzeugen zu beheben, und bis wann die Diesel-Motoren umgerüstet werden könnten. "Dazu erwarten wir ... die Vorlage eines verbindlichen Maßnahmen- und Zeitplans", schreibt das Bundesamt. Die Flensburger Behörde will, sofern notwendig, die Umrüstung anordnen, damit die Fahrzeuge den Vorschriften entsprechen.

Minister Dobrindt hat eine Untersuchungskommission eingesetzt, die aus Experten seines Ministeriums und des Kraftfahrt-Bundesamtes besteht. Nach Gesprächen am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche in der Konzernzentrale Wolfsburg, an denen unter anderem auch VW-Markenchef und Vorstand Herbert Diess teilnahm, folgte das Ultimatum. Diess hat bereits erklärt, man arbeite "mit Hochdruck an einer technischen Lösung, die wir so rasch wie möglich dem Handel, unseren Kunden und der Öffentlichkeit präsentieren werden".

Kostenfaktor: Mehrere hundert Millionen Euro

Aus mit diesen Vorgängen befassten Kreisen heißt es, die Kosten für die Umrüstung der betroffenen 2,8 Mio Fahrzeuge seien, vorsichtig kalkuliert, auf 100 bis 200 Euro pro Fahrzeug zu schätzen. Das wären mehrere hundert Millionen Euro. Für die Um- oder Nachrüstung sei mindestens ein halbes Jahr zu veranschlagen. Zuvor müsse aber noch geprüft werden, ob das dann einen höheren CO2-Ausstoß, also andere Umweltprobleme zur Folge habe. Und ob anschließend der Spritverbrauch steige, die Verbraucher also finanziell belastet werden würden.

Volkswagen erklärte dazu auf Anfrage der SZ, man nehme zu solchen Vermutungen grundsätzlich nicht Stellung. Volkswagen arbeite "mit ganzer Kraft an einer intensiven und schonungslosen Aufklärung". Dabei gelte: "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit!"

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