Abgang von Eckard Cordes:Haniel sucht neuen Chef

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Die Doppelbelastung war auf Dauer zu viel: Eckhard Cordes tritt als Konzernchef des Familienunternehmens Haniel ab - und konzentriert sich auf seine Aufgabe bei Metro.

Das Duisburger Familienunternehmen Haniel braucht einen neuen Chef. Denn der Vorstandsvorsitzende Eckhard Cordes gibt sein Amt auf. Man habe entschieden, nach einem vierten Vorstandsmitglied zu suchen, welches Cordes schließlich ablösen werde, sagte eine Sprecherin der Haniel-Gruppe am Sonntag und bestätigte damit einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der vierte Sitz im Vorstand von Haniel war freigeworden, nachdem Alexander von Witzleben den Posten im Dezember aufgegeben hatte.

Eckhard Cordes gibt seinen Chefposten bei Haniel auf - und konzentriert sich auf sein Amt als Vorstandsvorsitzender von Metro. (Foto: Foto: dpa)

Hintergrund der Entscheidung ist, dass sich der ehemalige Daimler-Vorstand Cordes vollständig auf seinen Posten als Chef des Handelskonzerns Metro konzentrieren soll.

Bislang hatte der Manager sowohl Metro als auch dessen Großaktionär Haniel geführt. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, Cordes habe auf seine Ablösung gedrängt, da seine Doppelfunktion ihn im Zuge des sich verschlechternden wirtschaftlichen Umfelds immer stärker belasten würde.

Nun sucht das verschwiegene Familienunternehmen Haniel fieberhaft nach einem Nachfolger für Cordes. Ein Personalberater sei bereits eingeschaltet worden, hieß es. Als Favorit gelte Metro-Finanzvorstand Thomas Unger. Sprecher beider Unternehmen wollten keine Stellung nehmen.

Schwierige Refinanzierung

Der Handelskonzern leidet nach seiner Expansion in Osteuropa unter der verschärften Konsumflaute in Russland. Die Krise an den Kapitalmärkten durchkreuzten die Pläne für den Verkauf der Warenhauskette Kaufhof und den Börsengang von Media-Saturn.

Der Kursrutsch der Metro-Aktie hatte außerdem negative Auswirkungen auf die Refinanzierungsmöglichkeiten des Großaktionärs Haniel: Die Ratingagentur Standard & Poor's stufte die Bonität des Konzerns zurück. Für den nicht börsennotierten Konzern, der sich hauptsächlich über Anleihen finanziert, wird damit die Kapitalbeschaffung deutlich teurer. Negativer Nebeneffekt: Für Anleihen ab "BB+" interessieren sich vor allem Spekulanten.

Vor rund anderthalb Jahren hatte Haniel seinen Anteil an Metro auf 36 Prozent erhöht und gemeinsam mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck die Mehrheit übernommen. Die Duisburger machten damals ihren eigenen Vorstandsvorsitzenden Cordes zum Nachfolger von Metro-Chef Hans-Joachim Körber. Haniel-Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel wurde oberster Metro-Kontrolleur.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/Reuters/tob/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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