Abgabe auf Soja:Gestrafte Bohne

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Soja ist für US-Bauern das wichtigste Exportgut. China allerdings kauft die Ernte nicht mehr ab - wegen der Zölle sind die Bohnen aus den USA zu teuer geworden. Das trifft ausgerechnet jene, die für den Protektionisten Trump gestimmt haben.

Von Kathrin Werner

Das Leben der Sojabohne beginnt irgendwo auf einem Feld im Mittleren Westen der USA. Die Sojabohne ist pink vor der Aussaat, auf dem Korn befindet sich eine Schicht Chemie, es sieht aus wie ein Bonbon. Eine Saatmaschine drückt das Bonbon im Frühling in die Erde. Es gedeiht schon seit Monaten, dieses Jahr war das Wetter richtig, inzwischen sind starke, grüne Pflanzen gewachsen. Die Ernte wird gut ausfallen in diesem Jahr.

Doch wohin mit ihr? Normalerweise würden die Bauern die Bohnen im Herbst ernten und an Getreidehändler abliefern. Sie würden weiter reisen mit Zügen, Lastwagen und schließlich per Schiff über das Meer bis nach China. Doch in diesem Jahr ist nichts normal. China hat als Reaktion auf Donald Trumps Strafzölle wiederum Zölle erlassen, nun belegt das Land die Einfuhr von US-Sojabohnen mit 25 Prozent Extrakosten. Sie dürften zu teuer werden für die Chinesen und Amerikas Bauern könnten auf ihrer Ernte sitzen bleiben. Die Sojabohne ist das mit Abstand größte landwirtschaftliche Exportgut, das die USA nach China exportieren. Jede dritte Bohne ging 2017 nach China, 12,4 Milliarden Dollar zahlte das Land dafür. Nach Dollar-Wert sind nur Flugzeuge und Autos eine wichtigere US-Ware für China. Nun wird die Sojabohne eines der größten Opfer des Handelskriegs des US-Präsidenten.

Wenn die Nachfrage einbricht, trifft das vor allem die 300 000 amerikanischen Sojabohnen-Bauern - Menschen, die fast durchweg Trump bei der Präsidentschaftswahl unterstützt haben. Überhaupt sieht es so aus, als habe es China mit den Gegenzöllen gezielt auf Trumps Wählerschaft abgesehen. Der Thinktank Brookings Institution hat ermittelt, dass sich fast zwei Drittel der Arbeitsplätze (insgesamt mehr als eine Million Jobs) in den von chinesischen Zöllen betroffenen Branchen in den Wahlkreisen befinden, die für Trump gestimmt haben.

Größter Profiteur des Soja-Zolls ist Brasilien. Das Land ist bereits größter Exporteur. Ob die Bohnen aus Brasilien reichen, zusammen mit steigendem Anbau im eigenen Land, um den chinesischen Hunger zu stillen, ist unklar. China braucht die Hülsenfrucht vor allem für Öl und Tierfutter. Der Präsident des staatlichen chinesischen Getreidehändlers COFCO, Yu Xubo, gibt sich optimistisch. Er setze auf steigende Einfuhren aus Südamerika und vom Schwarzen Meer. Ein Teil lasse sich auch durch Raps oder Sonnenblumenkerne ersetzen. Es gehe auch ohne die USA. Bislang konnten auch amerikanische Agrarhändler andere Abnehmer für die Sojabohnen finden - aber wie lange noch? Die Preise der Terminkontrakte für US-Sojabohnen in diesem Jahr, also für den Rohstoff in der Zukunft, sind rapide gesunken, auf das Niveau von 2009. Amerikanische Bauern beobachten dies mit Furcht.

Der Verband American Soybean Association hat über Monate hinweg an die Trump-Regierung appelliert, andere Lösungen für Handelsfragen mit China zu finden als Zölle. "Sojabohnen sind der wichtigste Agrarexport für die USA und China ist der wichtigste Markt", sagte John Heisdorffer, ein Sojabohnenzüchter aus Iowa und Präsident des Verbands. "Die Mathematik ist einfach. Wenn man Sojabohnen-Ausfuhren mit 25 Prozent besteuert, bekommt man ernste Schäden für US-Bauern." Trump versucht, per Twitter zu beruhigen: "Seit 15 Jahren geht es den Bauern schlecht", schrieb er. "Die Handelshemmnisse und Zölle anderer Länder haben ihre Geschäfte zerstört. Ich werde die Dinge öffnen, besser als je zuvor, aber es kann nicht zu schnell gehen. Ich kämpfe für gleiche Wettbewerbsbedingungen für unsere Farmer und werde gewinnen!"

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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