Währungskrieg vor G20-Treffen:Am Ende nur Verlierer

Markige Worte und Schlachtaufrufe: Vor dem G-20-Treffen in Moskau zanken die führenden Wirtschaftsnationen erbittert über Wechselkurse. Dabei erledigen die Notenbanker in Europa, Japan und den USA bisher lediglich ihren Job - und Politiker sollten lieber auf Schlagzeilen verzichten.

Ein Kommentar von Catherine Hoffmann

Es sind nur Worte, aber sie haben das Zeug, die Welt zu verändern. Vor dem G-20-Treffen in Moskau zanken die führenden Wirtschaftsnationen erbittert über Wechselkurse. Schon ist vom Währungskrieg die Rede - weil Notenbanken in aller Welt angeblich ihre Währungen schwächen, um der Wirtschaft zu helfen. Auch die Europäer sollten in die Schlacht ziehen, fordert nun der französische Präsident François Hollande, damit sie nicht untergehen. So verführerisch es ist, mit markigen Worten Schlagzeilen zu machen - Politiker sollten der Versuchung widerstehen. Es gibt keinen Währungskrieg und wird hoffentlich auch keinen geben.

Bislang erledigen die Notenbanker in Europa, Japan und den USA lediglich ihren Job. Und dazu gehört in vielen Ländern nicht allein, die Inflation zu bekämpfen, sondern auch das Wachstum zu fördern, damit möglichst viele Menschen Arbeit haben. Doch es ist gar nicht so einfach, beide Ziele zu erreichen. Seit Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise scheinen die Inflationsgefahren zwar gebannt zu sein. Aber die Arbeitslosigkeit ist hoch, in den USA und weiten Teilen Europas erholt sich die Konjunktur nur schleppend. Und Japan ringt zu allem Übel auch noch mit fallenden Preisen - und das seit vielen Jahren.

In normalen Zeiten würden die Notenbanker in einer solch misslichen Lage die Zinsen senken. Dann werden Kredite billiger und Investitionen günstiger, die Wirtschaft kommt in Schwung. Doch nun sind die Zinsen schon nahe null, und es rührt sich nichts. Also betreten Bernanke und seine Kollegen Neuland. Sie tun, was in keinem Lehrbuch steht, kaufen Wertpapiere mit neu gedrucktem Geld, blähen die Bilanzen ihrer Notenbanken auf, sorgen für einen wahren Geldregen, um die Krise endlich abzuschütteln. Ein solch erbitterter Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Deflation und schwache Nachfrage kann den Wechselkurs beeinflussen. Eine Manipulation der Preise für Euro, Dollar, Yen und Pfund ist das aber noch lange nicht, sondern legitime Geldpolitik - mit ungewöhnlichen Mitteln.

Verhängnisvoll wäre es, wenn Notenbanker die Geldpolitik einsetzen würden, um andere Länder in die Knie zu zwingen. Wenn Währungen als Waffen missbraucht würden und Geld als Munition. Wenn der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, mit frisch gedruckten Euro Dollar und Yen kaufen würde, um mit dem vielen Papiergeld die amerikanische und japanische Währung künstlich zu verteuern - und das eigene Geld zu entwerten. Wenn er versuchen würde, die Wechselkurse selbst zu bestimmen - egal, was der Markt will. Noch gibt es diesen Krieg nicht, auch wenn Hollande und andere Politiker Draghi gern in die Schlacht schicken wollen, damit Europas Unternehmen mit einer günstigen Währung fremde Märkte erobern können. Doch in Wahrheit wäre eine solche Politik ein Spiel mit dem Feuer. Wer seinen Wechselkurs willkürlich nach unten drückt, riskiert höhere Inflation. Er verschafft sich Wettbewerbsvorteile auf Kosten anderer Staaten. Wenn diese versuchen, ihre Währung ebenfalls zu schwächen, droht ein Kampf, der am Ende nur Verlierer kennt. Beginnt ein Land, den Kurs seiner Währung durch niedrige Zinsen und den hemmungslosen Ankauf von Devisen zu schwächen, gibt es vielleicht bald kein Halten mehr. Ein Krieg provoziert unweigerlich Gegenmaßnahmen. Dazu gehören Kapitalverkehrskontrollen und Handelsschranken. Die internationale Arbeitsteilung würde empfindlich gestört, die viel zum Wohlstand der Nationen beigetragen hat.

Einmal abgesehen davon, dass die Krise in Europa ohne einen stabilen Euro längst eskaliert und die Euro-Zone wohl in eine Depression gefallen wäre. Denn der Absturz einer Währung ist stets auch Ausdruck eines massiven Vertrauensverlustes in die Institutionen eines Landes; in die Fähigkeiten seiner Politiker, Unternehmer und Bürger, aus der Malaise herauszukommen; in den Willen des Staates, seine Schulden zurückzuzahlen. Also ist es ein gutes Zeichen, dass der Euro stark ist. Die stabile Währung belegt, dass die Zweifel am Überleben der Währungsunion überwunden sind. Mit einem Kurs von 1,34 Dollar ist der Euro übrigens vernünftig bewertet - für Deutschland ein wenig zu billig, für Frankreich ein wenig zu teuer. Alles nicht der Rede wert.

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