Reaktion der Finanzmärkte auf US-Wahl:"Sie sollten sich Maschinengewehre kaufen"

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Unmittelbar nach Obamas Wahlsieg wussten die Anleger in Europa noch nicht so recht, wie sie reagieren sollten. Doch die Wall Street hatte keinen Zweifel: Raus aus den Aktien! Ein bekannter Großinvestor wütete regelrecht. Für ihn ist klar: "Obama ist ein Desaster."

Es war der größte prozentuale Tagesverlust in diesem Jahr: In den Vereinigten Staaten brach die Wall Street nach dem Wahlsieg von Barack Obama um 2,4 Prozent ein. Der Dow Jones rutschte dabei deutlich unter die markante Marke von 13.000 Zählern. Auch der Nasdaq-Index, der vor allem die Entwicklung der Technologieunternehmen widerspiegelt, verlor drastisch an Boden.

Besonders heftig traf es vor allem die Aktien jener Gesellschaften, die womöglich eher von einem US-Präsidenten Mitt Romney profitiert hätten, mithin die Papiere von Banken, Rüstungskonzernen oder auch Energieversorgern. Anleger befürchten, dass diesen Branchen neue Auflagen das Geschäft schwerer machen könnte.

Romney hatte etwa höhere Ausgaben für die Verteidigungsindustrie angekündigt - unter Obama wird eine Etataufstockung hinfällig. Kurioserweise gab es am Mittwoch allerdings kräftige Gewinne bei den Aktien von Waffenherstellern wie Smith & Wesson Holding und Sturm Ruger. Der Grund: Womöglich decken sich Waffenfreunde aus Furcht vor strengeren Gesetzen unter Obama nun noch vorsorglich ein: Die Anteilsscheine stiegen um zehn (Smith & Wesson Holding) und um sieben (Sturm Ruger) Prozent.

"Markt hätte um 50 Prozent einbrechen müssen"

Der Schweizer Fondsmanager Marc Faber, der von Anlegern aufgrund des von ihm verantworteten Gloom Boom & Doom Reports gern Dr. Doom genannt wird , zeigt sich in einem Interview mit Bloomberg-TV ( teilweise transkribiert von Business Insider) erstaunt, dass die Wiederwahl von Barack Obamas nicht noch einen viel größeren Einbruch an den Aktienmärkten ausgelöst hat: "Der S&P ist nur 30 Punkte gefallen. Ich hätte gedacht, dass der Markt um mindesten 50 Prozent einbrechen müsste. Mr. Obama ist ein Desaster für die Unternehmen und ein Desaster für die Vereinigten Staaten." Auf die Frage, wie Investoren nun ihre Anlagen schützen sollen, scherzte der Börsenexperte: "Sie sollten sich Maschinengewehre kaufen." Er selbst brauche allerdings einen Panzer.

"Schneller als gedacht hat die Wirklichkeit uns eingeholt", kommentierte ein anderer Börsianer die jüngste Kursentwicklung. Die Wiederwahl des Präsidenten schürt Ängste vor der "Fiskalklippe": Die Anleger befürchten, Obama könne den Haushaltsstreit mit der Opposition nicht in den Griff kriegen. Wenn der Demkokrat bis zum Jahreswechsel keine Einigung erzielt, werden automatische Schuldenbremsen in Kraft treten und die amerikanische Wirtschaft ersticken.

Doch womöglich ist am Ende alles halb so wild: In Deutschland jedenfalls legten an diesem Donnerstag die Aktien nach dem Einbruch vom Vortag wieder deutlich zu.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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