Opel-Werk in Bochum:Streit der Betriebsräte eskaliert

Die Vorwürfe reichen von "katastrophalen Fehleinschätzungen" bis hin zu Lügen und Geheimunterlagen: Bei Opel bekämpfen sich die Betriebsräte, während das Management durchgreift.

Von Thomas Fromm

"Wir gemeinsam" heißt die Internetseite des Bochumer Opel-Betriebsratschefs Rainer Einenkel. Nur: Von Gemeinsamkeit ist beim Opel-Betriebsrat schon lange nicht mehr die Rede - die Fronten verlaufen zwischen Management und Betriebsrat, aber auch zwischen den einzelnen Betriebsräten. An diesem Montag der vorläufige Höhepunkt einer Entfremdung: Etwa 1000 Mitarbeiter kamen zur Belegschaftsversammlung im Werk I nach Bochum und forderten Zukunftsperspektiven - die aber wird es kaum noch geben.

Es war im März, als die Bochumer Opelaner den Sanierungsplan des Managements für ihr NRW-Werk abgelehnt hatten. Die Folgen des Plans wären für sie drastisch gewesen, aber wohl nicht so drastisch wie die Folgen der Ablehnung des Plans. Das Werk macht nun schon früher - 2014 - dicht, es geht um 3300 Jobs. Und vor allem: Nicht in Bochum, sondern in Rüsselsheim soll der Familienvan Zafira dann gebaut werden.

Auch deshalb bekämpfen sich die Betriebsräte der Standorte. Opel Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug sagte die Betriebsversammlung schon vor Tagen ab und warf dem Bochumer Kollegen Einenkel "katastrophale Fehleinschätzungen" bei den Verhandlungen vor. Einenkel wiederum hält es für "feige", dass der Kollege der Versammlung am Standort Bochum fern bleibt. In einem Brief Einenkels an die Bochumer Opel-Kollegen ist von Lügen, Geheimunterlagen und Missverständnissen die Rede. Deftige Kost also. "Gelingt die Schließung von Opel Bochum, kann sich erst recht kein Werk mehr sicher sein", warnt der Betriebsrat in einem offenen Brief. Der andere wehrt sich wiederum selbst in einem offenen Brief gegen die "schweren Vorwürfe".

Während die Opel-Betriebsräte streiten, feilen Opel-Manager weiter an der Sanierung ihres Unternehmens. Der Zafira von Bochum nach Rüsselsheim - dies könnte den Weg frei machen für eine weitere Verlagerung. Dann nämlich könnte der Astra künftig nicht mehr in Rüsselsheim, sondern nur noch im britischen Ellesmere Port und im polnischen Gleiwitz gebaut werden. Der Chef der Opel-Mutter General Motors, Dan Akerson, will in zwei Jahren mit Opel schwarze Zahlen schreiben. Man sei auf einem guten Weg dahin, sagte er. Und: Die Fortschritte in Europa würden sich auch an der Wall Street herumsprechen.

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