Öko-Preis für Magna-Gründer:Detroit - der unsichtbare Gast

Während GM in den USA die Zukunft von Opel klärt, erhält Magna-Chef Stronach in Köln einen Öko-Preis. Eine bange Frage beherrscht die Feier: Scheitert Stronachs Übernahmeplan für Opel?

Caspar Dohmen, Köln

Frank Stronach, 77, verkörpert den Traum vieler vom sozialen Aufstieg: Der Österreicher ist einst mit 200 Dollar in der Tasche in Kanada angekommen - heute macht der von ihm gegründete Automobilzulieferer Magna einen Umsatz von 23 Milliarden Dollar. Manch einer vergleicht den Manager mit dem legendären Unternehmensgründer Robert Bosch - nur dass Stronach sein Firmenimperium in einem rasanteren Tempo aufgebaut hat.

Frank Stronach, ddp

Der Chef des österreichisch-kanadischen Autozulieferers Magna, Frank Stronach, ist Selfmade-Milliardär.

(Foto: Foto: ddp)

Stronach würde sein Lebenswerk gerne krönen, indem er mit Partnern den angeschlagenen Automobilhersteller Opel übernehmen würde - seit Monaten liegt sein Vorschlag beim ehemaligen Opel-Mutterkonzern GM auf dem Tisch. Nun bleibt ihm nur das Warten.

Am Mittwoch erhielt Stronach einen Preis für sein Lebenswerk, den Umweltpreis "Öko-Globe", gerade an jenem Tag, an dem die GM-Manager seinen großen Traum scheitern lassen könnten. Am Dienstag und Mittwoch hatte in Detroit der Verwaltungsrat von GM getagt - und einiges spricht dafür, dass Stronach mit Magna nicht den Zuschlag für Opel erhalten wird.

Geduldig verharrte der Magna-Patriarch, bis ihm der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer den Preis überreichte, eine symbolische Weltkugel, auf der ein einzelner Mensch herumläuft; es ist eine kleine Nachbildung von einem Kunstwerk des Aktionskünstlers HA Schult, der sich seit Jahrzehnten mit dem Auto beschäftigt und den Preis für die nachhaltige Verbesserung des Autos initiiert hat. Der Preis wird von der DEVK-Versicherung, dem ÖkoGlobe-Institut der Universität Duisburg-Essen und dem Automobil-Club Verkehr verliehen.

Eines von Schults Kunstobjekten ist ein einbetoniertes, bewegungsloses Auto; es steht in der Kölner Innenstadt am Ring. Kein Kunstwerk könnte besser die Situation symbolisieren, in der Stronach sich bei seinem Lieblingsprojekt in diesen Tagen befindet. Beim Thema Opel sind ihm schlicht die Hände gebunden.

Pessimistischer Betriebsratschef

Neben Stronach sitzt bei der mehrstündigen Abendveranstaltung Klaus Franz, der Gesamtbetriebsratschef von Opel - er und Stronach verstehen sich gut, haben sich bereits vor der Veranstaltung länger unterhalten. Mehrmals steht Franz auf, geht hinaus und telefoniert in einem abgelegenen Teil der fünften Etage. Da ist es schon dunkel geworden, nur eine Putzfrau nähert sich in diesem Moment dem mächtigen Gewerkschaftsführer, der nichts lieber sehen würde, als wenn Opel endgültig von GM getrennt wäre.

Franz spricht gewöhnlich deutlich aus, was er denkt - heute versucht er es jedoch knapp und witzig. "Ich habe mit den Leuten telefoniert, die ich vor mir hertreibe", sagt er und eilt an den Journalisten vorbei, zurück an den Tisch von Stronach. Optimistisch wirkt er in diesem Moment nicht.

Neue Kultur zwischen Managern und Arbeitern

Stronach erinnert an diesem Abend noch einmal daran, dass er sich mit Magna bei Opel keineswegs aufgedrängt habe. Vielmehr habe ihn GM "indirekt an den Tisch gebeten". Und dann macht Stronach noch einmal deutlich, welche Vision er bei Opel gerne verfolgen möchte. Stronach spricht von der zunehmenden Konfrontation zwischen Management und Arbeitern, gerade in amerikanischen Firmen.

Er plädiert für eine neue Kultur zwischen Managern und Arbeitern - sie ist nach Stronachs Überzeugung notwendig, damit die amerikanischen und europäischen Volkswirtschaften angesichts der asiatischen Herausforderung bestehen können. Mehrmals wiederholt er diesen Gedanken.

Alles hängt von GM ab

Und dann fährt Stronach mit dem Aufzug ins Erdgeschoss, stellt sich vor die Konzernzentrale der DEVK und beantwortet doch noch Fragen der Journalisten zu Opel. Er rechne in den nächsten Tagen oder zwei Wochen mit einer Entscheidung, sagt er. Der Magna-Gründer macht deutlich, dass seine Manager alle offenen Punkte mit dem einstigen Opel-Mutterkonzern General Motors geklärt hätten.

"Alles hängt davon ab, ob GM Opel verkaufen will", sagte der Österreicher und verteidigt das mit russischen Partnern geplante Joint Venture. Gemeinschaftsunternehmen seien in der Automobilindustrie selbstverständlich, sagt er. GM habe doch in Korea selbst ein Joint Venture und in Russland hätten GM und Magna mit lokalen Partnern doch ebenfalls ein Gemeinschaftsunternehmen geplant, sagt er, bevor GM dann in Schwierigkeiten geraten sei.

"Es liegt in den Sternen, ob wir Opel bekommen", sagt Stronach und macht deutlich, dass "das Leben auch ohne Opel weitergeht". Unglücklich wirkt er in dem Moment nicht, nur müde.

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