Neues EU-Gesetz:Fischer dürfen Beifang nicht mehr zurückkippen

Fischfang, EU

Ein Krabbenkutter holt vor der Hallig Langeneß seine Netze ein. 

(Foto: dpa)

Der Überfischung der Meere soll in der EU ein Ende gesetzt werden. Darauf zielt eine Neuregelung ab, die das Europa-Parlament in erster Lesung verabschiedet hat. Der sogenannte "Beifang", zum Beispiel kleine Heringe und Makrelen, dürfen nicht mehr zurückgekippt werden.

Fischer dürfen künftig ihren Beifang wie kleine Heringe, Makrelen und Blaue Wittlinge nicht mehr ins Meer zurückwerfen. Das hat das Europäische Parlament in Straßburg entschieden, das auf diese Weise die Überfischung stoppen will.

Mit großer Mehrheit habe das Parlament die ehrgeizige Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik unterstützt, teilte die schleswig-holsteinische SPD-Europa-Abgeordnete Ulrike Rodust an diesem Mittwoch mit. Rodust war als Berichterstatterin für die Aushandlung des Abstimmungstextes zuständig. Bis 2020 sollen sich die Fischbestände erholen. Dann sollen diesen Angaben zufolge 15 Millionen Tonnen mehr Fisch zur Verfügung stehen.

Zudem würden 37.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, sagte Rodust. Sie sprach von einem historischen Tag für die Meere. "In Zukunft wird unsere Fischerei nachhaltig sein, und wir Verbraucher können europäischen Fisch wieder mit gutem Gewissen genießen."

Jetzt müssen Verhandlungen mit dem Fischereiministerrat aufgenommen werden. Der Rat hat bereits einen eigenen, allerdings weniger ambitionierten, Reformtext formuliert. Eine Einigung wird für Juni 2013 angestrebt.

Schleswig-Holsteins Fischereiminister Robert Habeck (Grüne) begrüßte die Entscheidung des EU-Parlaments. Er forderte die zuständige Bundesministerin Ilse Aigner (CSU) auf, sich bei den kommenden Verhandlungen an den Vorschlag Parlaments zu halten.

Der schleswig-holsteinische Europa-Abgeordnete und Kandidat für den CDU-Landesvorsitz, Reimer Böge, lobte Rodust, der es gelungen sei, die Mehrheit der Abgeordneten hinter ihrem Bericht zu versammeln und eine gute Lösung für die ganze EU zu finden.

Der fischereipolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Bernd Voß, nannte die Entscheidung zukunftsweisend: "Endlich kommt Bewegung in die verkrustete EU-Fischereipolitik."

Zwischen 2014 und 2017 soll dem Parlamentsvorschlag zufolge schrittweise der Rückwurf von essbarem Fisch zurück ins Meer beendet werden. Zurzeit dürfen die Fischer zu kleine oder nicht vermarktungsfähige Fische zurückwerfen und müssen dafür auch keine Quote nutzen. Fast ein Viertel der gefangenen Fische - 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr - werden tot oder lebendig ins Meer zurückgeworfen, weil sie zu klein oder nicht vermarktungsfähig sind.

"Rückwürfe sind Schuld an dem schlechten Image der Fischerei", sagte Rodust. "Nach Einführung des Rückwurfverbots werden unsere Fischer ihren Fisch als wirklich nachhaltig vermarkten können."

Der Deutsche Fischerei-Verband unterstützte die Bemühungen des Parlaments für eine nachhaltige Fischerei. "Wir befinden uns auf einem guten Weg in Europa", sagte Verbandsgeschäftsführer, Peter Breckling. Auch das geplante Rückwurfverbot wird von den Fischern grundsätzlich befürwortet. Das Problem werde aber nur verschoben, wenn Beifang zwar angelandet werden muss, aber nicht verarbeitet werden kann, weil es zum Beispiel keine Fischmehlfabriken in der Nähe gebe, sagte Breckling. Sein Verband begrüße daher die Initiative des Parlaments, künftig die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Fischereitechnik zu stärken.

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