Neue Ermittlungen in den USA:Korruptionsvorwürfe gegen Barclays

Die Skandal-Bank kommt nicht zur Ruhe: Erst zahlte Barclays eine Rekordstrafe für Zinsmanipulation, dann flog der Chef raus. Jetzt knöpfen sich US-Ermittler das Geldhaus erneut vor. Es geht um Korruption - und manipulierte Strompreise.

Two men pass closed cashpoints marked with masking tape, outside a Barclays Bank branch being refurbished in City of London

Geschlossene Geldautomaten von Barclays: Zwei Banker unterwegs in der Londoner City.

(Foto: Reuters)

Die britische Großbank Barclays hat den Skandal um manipulierte Zinsen kaum hinter sich gelassen, da steht schon wieder neuer Ärger ins Haus: In den USA prüfen das Justizministerium und die Börsenaufsicht, ob sich die Bank bei ihren Geschäften an die Antikorruptionsregeln gehalten hat, wie Barclays am Mittwoch mitteilte (PDF).

Im Anhang der Bankmitteilung wird zudem ein weiterer juristischer Streit offengelegt: Im Westen der USA wird dem Institut vorgeworfen, in den Jahren 2006 bis 2008 Strompreise manipuliert zu haben.

An der Börse kamen die potenziell sehr teuren Nachrichten gar nicht gut an, zumal die Bank auch einen Gewinneinbruch im dritten Quartal vermelden musste. Das Vorsteuerergebnis schrumpfte wegen Sonderbelastungen um ein Fünftel auf eine Milliarde Pfund. Die Barclays-Aktie stürzte in London um bis zu fünf Prozent ab und war damit größter Verlierer im europäischen Bankenindex.

Ob die US-Korruptionsermittlungen in Zusammenhang mit ähnlichen Untersuchungen in Großbritannien stehen, erläuterte Barclays nicht. Banken müssen zwar scharfe Transparenzregeln einhalten, teilen andererseits in der Regel nicht mehr mit als nötig.

Die heimische Finanzaufsicht in London prüft seit einigen Monaten, ob die Bank bei ihren Kapitalerhöhungen 2008 die fälligen Gebühren ausreichend offen gelegt hat. Damals - auf dem Höhepunkt der Finanzkrise - stiegen im großen Stil Investoren aus Katar ein. Sonst hätte wahrscheinlich der Steuerzahler mit Milliarden einspringen müssen. Auch in den USA geht es nun um Geschäfte mit Drittparteien. Um welche genau, teilte Barclays nicht mit.

Ebenso knapp äußert sich Barclays zu den Vorwürfen der Strompreis-Manipulation, die eine Regulierungsbehörde des Energieministeriums erhoben hatte. Hier werde sich das Institut "vehement" verteidigen, hieß es.

Für den neuen Barclays-Chef Antony Jenkins gibt es damit jede Menge zu tun. Im Sommer hatte er das Ruder von Bob Diamond übernommen, der im Zuge des Libor-Zinsskandals gehen musste. Barclays hatte als erstes Institut eine Beteiligung an den Manipulationen eingeräumt und dafür eine Strafe von fast einer halben Milliarde Dollar gezahlt. Inzwischen laufen die ersten Schadenersatz-Prozesse an.

Jenkins will das Institut endlich aus den Schlagzeilen bekommen. Dazu hat er Barclays einen "Kulturwandel" verordnet. Er schiebt nicht nur aggressiven Renditezielen und Gehaltsexzessen im Investmentbanking einen Riegel vor, auch das einst als langweilig verschmähte Privatkundengeschäft soll gestärkt werden.

"Barclays braucht einen Strategiewechsel wie die UBS", schreiben Kommentatoren von Reuters. "Sonst kann Barclays nicht weiterkommen." Die Schweizer Bank UBS hatte just angekündigt, sich vom Investmentbanking größtenteils zu verabschieden und sich auf Vermögensverwaltung zu konzentrieren. Dafür werden 10.000 Mitarbeiter entlassen.

Einige Barclays-Mitarbeiter hätten im Zuge des Libor-Skandals gehen müssen, erklärte Bankchef Jenkins in einer Telefonkonferenz, ohne Zahlen zu nennen. "Es gibt zwar noch einiges zu tun, um das Vertrauen zurückzugewinnen. Aber als Universalbank sind wir stark und gut aufgestellt."

Ohne neue Rückstellungen für unnötig verkaufte Restschuldversicherungen hätte Barclays im dritten Quartal 1,7 Milliarden Pfund verdient, rund 2,1 Milliarden Euro - mehr als im Vorjahr (1,3 Milliarden Pfund) und in etwa so viel wie von Analysten erwartet.

Der Umbau der Investmentbank ist bereits angelaufen, wie Anfang Oktober aus einem internen Schreiben hervorging: So soll der Handel von Anleihen, Aktien, Devisen und Rohstoffen zusammengelegt werden. Branchenkenner gehen davon aus, dass das noch nicht alles ist.

Viele Großbanken mit einst ehrgeizigen Plänen fahren ihr Investmentbanking derzeit massiv herunter, weil es angesichts der strengeren Kapitalvorschriften immer schwerer wird, hier Geld zu verdienen.

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