Nahverkehr:Teurer Sprit, teures Personal - teure Tickets

Schon in diesem Jahr sind die Fahrkartenpreise im öffentlichen Nahverkehr durchschnittlich um 3,5 Prozent gestiegen - 2013 werden Kunden noch mehr für ihre Tickets zahlen müssen. Schuld daran sind unter anderem hohe Energiekosten. Doch nicht nur die.

Pia Ratzesberger

Wer im neuen Jahr am Ticketschalter steht, wird sich möglicherweise wundern: In Deutschland ziehen die Fahrkartenpreise im Nahverkehr 2013 an - obwohl sie bereits in diesem Jahr durchschnittlich um 3,5 Prozent gestiegen sind, bei einer Inflationsrate um die 2,0 Prozent. Eine Kurzstrecke kostet einen Düsseldorfer dann zum Beispiel nicht mehr 1,40 Euro, sondern 1,50 Euro. Ähnlich sieht es in anderen Großstädten wie Köln, Erfurt oder Dortmund aus. München stellt seine Tarife sogar noch vor dem neuen Jahr um: Ab dem 9. Dezember kostet die Streifenkarte zehn Cent mehr.

Überall in Deutschland zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Der Verkehrsbund Mittelthüringen steigert seine Ticketpreise um durchschnittlich 4,9 Prozent, der Verkehrsverbund Rhein-Neckar um 3,3 Prozent. Kunden des Hamburger HVV werden im neuen Jahr durchschnittlich 3,5 Prozent mehr zahlen müssen.

Ausschlaggebend für die Preissteigerungen sind nach dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vor allem drei Dinge: der Strom, der Sprit und das Personal. Vor allem die in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegenen Energiekosten machen dem öffentlichen Nahverkehr zu schaffen. "Außerdem schlägt der um vier Prozent höhere Tariflohn auf die Fahrpreise durch", sagt ein Pressesprecher des Verbandes. Schließlich beschäftige die Branche sehr viele Mitarbeiter.

Nahverkehr kämpft nicht nur mit den Energiepreisen

Beim Fahrgastverband Pro Bahn macht man für die Preiserhöhung vor allem den Mangel an öffentlichen Zuschüssen verantwortlich. Die Regionalisierungsmittel - das Geld, das der Bund den Ländern für seinen öffentlichen Nahverkehr zukommen lässt - seien in den vergangenen Jahren immer weiter gekürzt worden. Der öffentliche Nahverkehr habe deshalb nicht nur mit den Energiepreisen zu kämpfen. Die Kommunen müssten vielmehr zusehen, wie sie ihr Angebot überhaupt aufrechterhalten können, sagt ein Sprecher von Pro Bahn: "In der Berliner Turmstraße fährt natürlich alle drei Minuten ein voll besetzter Bus ab, doch gehen Sie mal auf das Land raus - nach Berchtesgaden. Da müssen Sie bangen, ob Sie um 23 Uhr überhaupt noch nach Hause kommen."

Beim Verband Deutscher Verkehrsunternehmen glaubt man allerdings nicht, dass die Regionalisierungsmittel die Preise beeinflussen. Die öffentlichen Mittel seien zwar langfristig entscheidend, doch auf kurze Sicht spielten sie keine Rolle. Denn das Geld würde vor allem für die Instandhaltung der Schienen, Oberleitungen und Busse eingesetzt werden. "Es merkt ja jeder, wenn er zur Tankstelle geht, dass die Preise immer weiter steigen - und da bleibt nichts anderes übrig, als es teilweise an die Kunden weiterzugeben", sagt der VDV-Sprecher.

Trotzdem gibt es auch vereinzelt einige Tickets, deren Preis sich nicht ändert: In Frankfurt und Berlin wird die Kurzstrecke 2013 immer noch genau so viel kosten wie in diesem Jahr.

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