Millionärs-Report:Die Börse macht die Reichen reicher

Reiche

Es gibt so viele Millionäre auf der Welt wie noch nie. Und erstmals haben auch in Deutschland mehr als eine Million Menschen ein siebenstelliges Vermögen.

Zwölf Millionen Millionäre weltweit besitzen 46 Billionen Dollar - ein Rekordwert dank steigender Börsenkurse. Eine Studie zeigt, dass die Superreichen ihr Geld vor allem mit Aktien und Immobilien vermehren.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Man kann darüber streiten, ab welchem Kontostand ein Mensch als reich zu gelten hat, aber wer mindestens eine Million US-Dollar übrig hat für Investitionen an den Finanzmärkten, den darf man guten Gewissens als vermögend bezeichnen.

Auf der ganzen Welt gibt es rund zwölf Millionen Menschen, die eine Million Dollar und mehr besitzen. Ihr Gesamtvermögen betrug 2012 insgesamt 46,2 Billionen Dollar - so viel wie nie. "Das verfügbare Anlagevermögen dieser Millionäre ist im Vergleich zu 2011 um zehn Prozent gestiegen", sagt Klaus-Georg Meyer, Experte der Capgemini Consulting, die zusammen mit der Bank RBC Wealth Management am Dienstag den Weltreichtumsbericht (World Wealth Report ) vorgestellt haben. Grund für den Vermögenszuwachs seien vor allem die zuletzt rasant kletternden Kurse an den Aktienmärkten gewesen.

Deutschland auf Platz drei

Im Fachjargon nennt man diese Millionäre "High Net Worth Individuals" (HNWI). Bei der Bestimmung ihres Reichtums werden selbst genutzte Immobilien sowie Sammlungen wertvoller Objekte und Verbrauchsgegenstände nicht mitgerechnet. Erstmals stieg die Anzahl der HNWI in Deutschland auf mehr als eine Million Personen (zum Vergleich: 951.000 Millionäre 2011), was einem Zuwachs von 7,6 Prozent gegenüber entspricht. Diese Millionäre verfügten über insgesamt 3,7 Billionen Dollar (3,4 Billionen 2011) - ein Euro entspricht rund 1,30 Dollar. Deutschland steht bei der Anzahl der Millionäre auf Platz drei im Länder-Ranking, hinter den USA und Japan, deutlich vor China, Großbritannien und Frankreich.

Der Weltreichtumsreport wird seit 17 Jahren publiziert, man greift dabei auf öffentlich zugängliche Daten zurück, zusätzlich wurden 4400 Millionäre in 21 Staaten befragt. Die aktuelle Untersuchung macht deutlich, dass die Reichen dieser Welt die Folgen der Finanzkrise längst verdaut haben. Im Jahr 2007 lag das verfügbare Vermögen der Millionäre weltweit bei 40,7 Billionen Dollar, um dann mit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 auf 32,8 Billionen Dollar abzurutschen. Im Jahr 2012 lag der Gesamtwert bei 46,2 Milliarden Dollar, bis 2015 soll der Betrag auf 55,8 Billionen anwachsen, heißt es in dem Report.

Es dürfte nicht überraschen, dass auch in der Gruppe der Reichen weitere Differenzierungen vorgenommen werden. Da gibt es auch noch die Super-Millionäre, die mindestens 30 Millionen Dollar für Finanzanlagen übrig haben. Man nennt sie Ultra-HNWI. Es gab 2012 weltweit 111 000 dieser Schwerreichen - elf Prozent mehr als 2011. Sie besitzen kolossale 35,2 Prozent des Gesamtvermögens aller HNWI (46,2 Billionen Dollar). Dahinter kommt die Mittelschicht der Millionäre, die zwischen fünf und 30 Millionen Dollar besitzt, sie verfügt über 22 Prozent des Gesamtreichtums.

Bemerkenswert ist die Vorsicht vieler Millionäre, denn gut ein Drittel der Reichen möchte das eigene Vermögen vor allen Dingen erhalten und nicht unbedingt mehren. Diese Zurückhaltung, eine Spätfolge der Finanzkrise, führt zu überraschenden Entscheidungen. So bestand fast 30 Prozent des HNWI-Vermögens aus Bargeld und Einlagen. Frappierend auch, dass die Reichen zwischen 65 und 80 Prozent ihrer Gelder in ihrer Heimatregion investieren. Das erhöht nach Ansicht der meisten Wissenschaftler das Verlustrisiko, Geld sollte so breit wie möglich gestreut werden: global und über verschiedene Wertpapiere.

Es zeichneten sich 2012 auch deutliche regionale Unterschiede ab: Während der größte Teil des HNWI-Vermögens in Nordamerika in Aktien-Portfolios (37 Prozent) angelegt war, bevorzugten die Millionäre in Lateinamerika und der Asien-Pazifik-Region (ohne Japan) die Anlage ihres Vermögens in Immobilien (30 beziehungsweise 25 Prozent der Portfolios). In Deutschland zogen die Reichen Bargeld und Einlagen sowie die Anlage in Immobilien mit je 25,8 Prozent vor. 23,2 Prozent der Gesamtsumme gingen in Aktien, der Rest in Anleihen, Hedgefonds, Rohstoffe, Fremdwährungen und Derivate.

Russlands Reiche auf Millionärsmesse in Moskau

Russlands Reiche auf Millionärsmesse in Moskau (Archiv 2008)

(Foto: ag.dpa)

Die Erholung an den Finanzmärkten hat auch das Vertrauen der Millionäre in ihre Vermögensberater gestärkt. Direkt nach der Finanzkrise wechselten viele enttäuschte Investoren ihre Geld-Managemer. Vor allem Großbanken haben damals viele Kunden verloren. Anfang 2013 legten 61 Prozent ein hohes Maß an Vertrauen in ihren Geldverwalter und ihr betreuendes Institut, das sind vier beziehungsweise drei Prozentpunkte mehr im Vergleich zuum Vorjahr.

Noch etwas sticht heraus: 75 Prozent der befragten Millionäre schauen mit Optimismus auf - nun ja - ihre Zukunft: Sie rechnen ganz fest mit einer Vermehrung ihres Vermögens.

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