Luftfahrt- und Rüstungskonzern:Staatsfall EADS

Einigung ueber neue EADS-Eignerstruktur

Neue Eigentumstruktur bei EADS: Künftig werden Deutschland und Frankreich jeweils zwölf Prozent an dem Konzern halten. 

(Foto: dapd)

Neue Eigentumsstruktur bei EADS: Künftig werden Deutschland und Frankreich jeweils zwölf Prozent an dem Konzern halten, Spanien vier Prozent. Der Einigung waren zähe, monatelange Verhandlungen vorausgegangen.

Von Jens Flottau, Frankfurt am Main

Die Kernaktionäre des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS haben sich nach langem Ringen auf eine neue Eigentumsstruktur geeinigt. Die Bundesregierung übernimmt dabei über die Staatsbank KfW einen Anteil von zwölf Prozent an dem Unternehmen, EADS will im großen Stil Aktien zurückkaufen, Daimler und Lagardère dürfen sich auf Sicht als Aktionäre zurückziehen.

Der Einigung waren zähe Verhandlungen über Monate vorausgegangen, die im Sommer unterbrochen waren, weil EADS zwischenzeitlich mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems fusionieren wollte. Ausgelöst wurde das Verfahren durch den Wunsch des Autokonzerns Daimler, sich als Anteilseigner bei EADS zurückzuziehen. Da auch der französische Medienunternehmer Arnaud Lagardère sein Engagement aufgeben will, musste der seit der Gründung des Unternehmens geltende sogenannte Aktionärspakt völlig neu verhandelt werden.

Künftig werden Deutschland und Frankreich jeweils zwölf Prozent an dem Konzern halten. Spanien wird seinen Anteil von derzeit 5,6 Prozent auf vier Prozent reduzieren. Dies geschieht, damit die staatlichen Aktionäre deutlicher unter der Schwelle von 30 Prozent der Anteile bleiben, ab der ein Übernahmeangebot an die restlichen Eigner fällig wäre. Dem Verwaltungsrat werden künftig insgesamt zwölf Mitglieder angehören, die alle vom Vergütungs- und Nominierungsausschuss ernannt werden.

Den besonderen Sicherheitsinteressen Deutschlands und Frankreichs soll dadurch Rechnung getragen werden, dass EADS sogenannte nationale Verteidigungsunternehmen gründet, die sensible militärische Programme verwalten sollen. Diese Tochterunternehmen sollen eigene Aufsichtsgremien bekommen, in denen die Staaten jeweils drei Mitglieder entsenden können.

"Die wichtigste Änderung seit der Gründung von EADS"

EADS-Chef Tom Enders bezeichnete die Einigung als einen "großen Schritt hin zu einer neuen Führungsstruktur." Die Ablösung des bisherigen Aktionärspaktes ist seiner Ansicht nach "die wichtigste Änderung seit der Gründung von EADS". Enders betont, dass Unternehmensstrategie und Firmenprojekte künftig alleine vom Verwaltungsrat und Vorstand entschieden würde, das operative Geschäft stehe nicht mehr unter dem Einfluss verschiedener Anteilseigner.

Dem Aktionärspakt gehörten bislang neben Lagardère und Daimler der französische und spanische Staat über zwei Zweckgesellschaften an. Daimler hatte einen Teil seiner 22,5 Prozent bei einem Bankenkonsortium geparkt und hielt zuletzt (wie der französische Staat) noch 15 Prozent. Die Mitglieder des Paktes hielten gut 50 Prozent der EADS-Anteile und hatten auch über Sonderrechte unangefochten das Sagen bei dem Unternehmen. So sitzen im Verwaltungrat derzeit nur Mitglieder, die der Pakt nominiert hat. Die deutsche und französische Seite haben strikt darauf geachtet, dass die Machtbalance gewahrt bleibt.

In dem neuen Arrangement steigt der Anteil des Freefloats - also der frei handelbaren Aktien -- von 49 auf 70 Prozent, was eines der Ziele von Enders war. Enders konnte indes nicht verhindern, dass mit Deutschland ein weiterer staatlicher Aktionär hinzukommt.

Als Teil des äußerst komplexen Verfahrens will EADS bis zu 15 Prozent der derzeit gehandelten Aktien zurückkaufen. Die verkaufswilligen Eigner Lagardère und Daimler haben Rechte, zu verschiedenen Stichtagen und in unterschiedlichen Tranchen auch auf diese Weise ihre Anteile loszuwerden. Sollte eine außerordentliche Hauptversammlung der EADS, die noch im ersten Halbjahr stattfinden soll, die Konstruktion ablehnen, sind die beiden bisherigen privaten Hauptaktionäre frei, ihre Aktien ab einem Stichtag auch über die Börse zu verkaufen. Der EADS-Konzern setzt mit insgesamt 133 000 Mitarbeitern mehr als 45 Milliarden Euro um.

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