Kampf gegen Arbeitslosigkeit:EU will Jugendlichen Arbeit garantieren

Die Krise in Europa trifft eine Gruppe besonders hart: Jugendliche finden kaum noch Jobs, in Spanien und Griechenland ist jeder zweite Arbeitnehmer unter 25 arbeitslos. Nun hat die EU-Kommission eine Idee. Sie will Jugendarbeitslosigkeit einfach verbieten.

Europa hat viele Probleme, aber eines ist besonders groß: In Spanien und Griechenland ist jeder zweite Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos, in ganz Europa liegt die Quote bei über 23 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit will die EU-Kommission nun gezielt bekämpfen - indem sie fehlende Arbeitsplätze für diese Gruppe verbietet.

Durch eine Jugendgarantie sollen die EU-Mitgliedstaaten allen Menschen unter 25 Jahren eine Beschäftigung zusichern, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit Hinweis auf ein unionsinternes Regelungspaket, das der Sozialkommissar László Andor heute in Brüssel vorstellen soll.

Konkret würde das heißen, dass Jugendliche spätestens vier Monate nach Ende ihrer Ausbildung oder dem Verlust ihres Jobs in jedem Fall eine neue Stelle, einen neuen Ausbildungsplatz oder zumindest einen Praktikumsplatz haben. Die Staaten sollen weitgehend frei entscheiden, wie sie die Garantie umsetzen wollen. Die EU würde die Programme der Mitgliedsstaaten mit Geld aus dem Europäischen Sozialfonds unterstützen, schreibt die FAZ.

In Deutschland wurden entsprechende Vorschläge, wie etwa von der SPD, bisher abgewiesen, mit dem Argument: Eine Garantie bräuchte man in der Bundesrepublik nicht, weil die Ausbildung qualitativ hochwertig sei und es bereits einen Ausbildungspakt gebe. Diesen hatten Regierung und Wirtschaftsverbände mit dem Vorhaben geschlossen, jedem ausbildungsfähigen Jugendlichen eine Arbeitsstelle zu ermöglichen. Eine Garantie von Ausbildungsplätzen würde einer Schätzung der Bertelsmann-Stiftung 1,5 Milliarden Euro kosten - was durch den volkswirtschaftlichen Nutzen wieder aufgewogen würde.

Österreich hat bereits eine Ausbildungsgarantie

Ein ähnliches Konzept wie es die EU vorsieht, hat Österreich bereits eingeführt. Durch die sogenannte Ausbildungsgarantie haben Jugendliche, die eine Lehre machen möchten, jedoch keine betriebliche Lehrstelle finden, die Garantie, in einer überbetrieblichen Lehreinrichtung aufgenommen zu werden. Dort können sie dann eine gleichwertige Lehre absolvieren.

Langfristig sollen sie dann einen Betrieb und eine Arbeitsstelle finden. Derzeit befinden sich mehr als 10.400 Jugendliche in dem Programm, das die Regierung jährlich etwa 150 Millionen Euro kostet. Für das Ausbildungsjahr 2012/2013 stellt die Regierung sogar 11.700 dieser Ausbildungsplätze zur Verfügung. Darüber, wie viele der Jugendlichen anschließend eine feste Arbeitsstelle finden, hat das österreichische Arbeitsministerium jedoch keine Daten. Mit 8,5 Prozent hat Österreich jedenfalls nach Deutschland (8,1 Prozent) die zweitniedrigste Jugendarbeitslosenquote der EU.

Auch in den Niederlanden und Norwegen existieren bereits ähnliche Initiativen, Finnland und Luxemburg führen ebenfalls eine Garantie ein. Doch im Fokus der EU stehen nicht die relativ starken EU-Staaten wie Deutschland und die Niederlande, sondern Länder in der Krise wie Griechenland, Spanien und Portugal.

Die Jugendarbeitslosenquote in Griechenland lag im August 2012 bei 57 Prozent und in Spanien bei knapp 56 Prozent. In den 27 Mitgliedsstaaten sind etwa 5,7 Millionen Menschen unter 25 Jahren ohne Arbeit, davon 3,6 im Euro-Raum. Das entspricht einem Prozentsatz von 23,4 und 23,9 Prozent.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: