Italien:Berlusconi lobt Politik des faschistischen Diktators Mussolini

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Nach Ansicht von Ex-Premier Silvio Berlusconi hat der italienische Diktator Benito Mussolini viele Dinge gut gemacht. (Foto: AFP)

Ausgerechnet auf einer Veranstaltung zum internationalen Holocaust-Gedenktag findet Italiens früherer Regierungschef Berlusconi lobende Worte für den einstigen italienischen Diktator Mussolini. Er habe zwar Fehler gemacht, aber "in vielen anderen Bereichen gute Dinge getan". Nun hagelt es Kritik.

Noch vor kurzem sah es so aus, als sei Silvio Berlusconi endgültig von der politischen Bühne abgetreten. Sollte aber seine Mitte-Rechts-Koalition bei den Parlamentswahlen Ende Februar siegen, will er möglicherweise Wirtschaftsminister werden. Oder Ministerpräsident. Und an diesem Sonntag hat Berlusconi wieder in Erinnerung gebracht, was es heißt, wenn er aktiv ist: So fand er dieses Mal lobende Worte für die Politik des faschistischen Diktators Benito Mussolini.

Mussolinis Rassengesetze seien zwar "der schlimmste Fehler" während seiner Regierungszeit von 1922 bis 1943 gewesen, sagte Berlusconi am Rande einer Veranstaltung zum internationalen Holocaust-Gedenktag in Mailand. Allerdings habe der Duce "in vielen anderen Bereichen gute Dinge" getan.

"Schlicht widerlich"

Ab 1938 hatte Mussolinis faschistische Regierung eine Reihe von Rassengesetzen erlassen, die Juden in Italien diskriminierten und zu ihrer Verfolgung führten. Berlusconi sagte, Italien habe "nicht dieselbe Verantwortung wie Deutschland" für die Judenverfolgung. Es habe zwar eine Mitwisserschaft gegeben, die aber anfangs nicht auf vollem Bewusstsein beruhte. Schon vor zehn Jahren hatte er in einem Interview gesagt, Mussolini habe niemanden umgebracht.

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Berlusconi erntete für seine Äußerungen sogleich Kritik. "Es ist schlicht widerlich, dass Berlusconi sich gerade an dem Gedenktag daran macht, das Handeln des Diktators zu rehabilitieren, der Italien in den Zweiten Weltkrieg geführt hat", erklärte die Europaabgeordnete der italienischen Demokratischen Partei, Debora Serracchiani.

Berlusconi trage damit "eine sehr schwere moralische und politische Verantwortung". Italiens Regierungschef Mario Monti sagte auf derselben Veranstaltung in Mailand, die Gefahr der Ausgrenzung und des Antisemitismus sei in Italien noch durchaus präsent. "Wir müssen sehr aufmerksam sein, so dass diese Feuer, die hin und wieder ausbrechen, nicht mehr zu Tragödien führen, welche die Menschheit nicht mehr erleben darf", sagte er.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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