Frankreich: Manager als Geisel:Ab jetzt ein Trend

Die Arbeiter von 3M und Sony haben es vorgemacht, nun folgen die Kollegen von Caterpillar: Erneut wird ein französischer Manager in seinem Büro festgesetzt - auf Druck der Belegschaft.

In der Wirtschaftskrise wird das Einsperren von Firmenchefs in Frankreich zum fast alltäglichen Protestmittel. Am Dienstag nahmen Arbeiter des US-Baumaschinenherstellers Caterpillar in Grenoble fünf Manager gefangen, um neue Verhandlungen über 733 Stellenstreichungen zu erzwingen. Nach ähnlichen Fällen bei Sony und dem US-Konzern 3M ist es bereits der dritte Fall einer Chef-Geiselnahme in Frankreich.

Caterpillar, Nicolas Polutnik, AP

Nicolas Polutnik, Chef von Caterpillar France, in seinem Büro.

(Foto: Foto: AP)

Die Führungsriege werde von streikenden Arbeitern in einem Büro festgehalten, sagte Arbeitnehmervertreter Alexis Mazza von der Gewerkschaft CGT. Sollten sich die Manager nicht verhandlungsbereit zeigen, müssten sie "hier bleiben und hier schlafen". Die Personalvertreter verlangten neben neuen Gesprächen über den Jobabbau höhere Abfindungen für entlassene Mitarbeiter.

Der Chef von Caterpillar France, Nicolas Polutnik, weigerte sich, aus der Gefangenschaft heraus zu verhandeln. Er verwies zudem darauf, dass die Auftragslage sich seit September stark verschlechtert habe. Für das Management gehe es darum, das Wohl des Gesamtunternehmens im Auge zu haben. "Sonst geht es nicht um 733 Stellenstreichungen, sondern um alle Arbeitsplätze." Caterpillar beschäftigt in der Stadt in den französischen Alpen insgesamt 2500 Menschen. 85 Prozent sind derzeit in Kurzarbeit.

Mitte März hatten wütende Arbeiter wegen der Schließung eines Magnetband-Werkes zunächst den Frankreich-Chef des Elektronikkonzerns Sony eine Nacht lang gefangen gehalten. Auch der Leiter eines Medizinprodukte-Werkes des US-Konzerns 3M musste in der vergangenen Woche eine Nacht in seiner Fabrik usharren, weil die Angestellten Neuverhandlungen über Abfindungen forderten. Schon Ende Januar hatten wütende Beschäftigte einer Fabrik des Autobatterie-Herstellers Exide Technologies ihren Chef gezwungen, mit ihnen an einer Demonstration teilzunehmen.

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