Finanzstabilitätsbericht:Bundesbank warnt vor Immobilienblase in Deutschland

Berlin, München, Frankfurt - seit 2010 sind die Preise für Wohnraum in Großstädten um 20 Prozent gestiegen. Für 2012 rechnet die Bundesbank bei Eigentumswohnungen in Ballungsgebieten mit einem Zuwachs von elf Prozent. Betongold gilt vielen als sicherer Hafen in der Euro-Schuldenkrise. Doch das muss nicht so bleiben.

Markus Zydra, Frankfurt

Finanzstabilitätsbericht: Die Lenbachgärten im Münchner Stadtteil Maxvorstadt - ein Luxuswohnquartier in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Die Lenbachgärten im Münchner Stadtteil Maxvorstadt - ein Luxuswohnquartier in der Nähe des Hauptbahnhofs. 

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Deutsche Bundesbank warnt vor einer möglichen Preisblase auf dem deutschen Immobilienmarkt. "In Ballungsgebieten verzeichnen Immobilienpreise einen beschleunigten Anstieg", sagte Bundesbankvorstand Andreas Dombret am Mittwoch bei der Präsentation des Finanzstabilitätsberichts in Frankfurt. In einzelnen Regionen seien Preisübertreibungen nicht ausgeschlossen. "Das ist beunruhigend", sagte Dombret und nannte in diesem Zusammenhang den Berliner Immobilienmarkt.

In den Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart sind die durchschnittlichen Preise für Wohnraum seit 2010 um gut 20 Prozent gestiegen. Für 2012 rechnet die Bundesbank bei Eigentumswohnungen in Ballungsgebieten mit einem Preiszuwachs von elf Prozent. "Von einer Immobilienblase kann man noch nicht sprechen", sagte Dombret. Er fügte aber hinzu, dass Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass es gerade in einem Umfeld niedriger Zinsen und hohem Geldumlauf zu Übertreibungen an den Immobilienmärkten kommen könne.

Eine Immobilienblase geht meist einher mit einem massiv ansteigenden Kreditwachstum. Das ist in Deutschland noch nicht messbar; der Zuwachs lag 2011 bei 1,2 Prozent. Zu den deutschen Fremdkapitalquoten - dem Kreditanteil am Kaufpreis - gibt es keine genauen Zahlen. Allerdings, so die Bundesbank, seien Kredite über dem Beleihungswert "eher unüblich". Der Beleihungswert eines Hauses entspricht dem zu erwartenden Wiederverkaufswert einer Immobilie, den die Bank sehr niedrig ansetzt, um eine gute Sicherheit für den Kredit zu haben. Die Situation in Deutschland ist also nicht mit dem maroden spanischen Immobiliensektor zu vergleichen.

Betongold als sicherer Hafen

"Wir schauen jedoch bei den deutschen Banken derzeit genau hin, ob die Standards bei der Kreditvergabe verändert werden", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger, die eine Lockerung der Kreditanforderungen verhindern möchte. Eine Immobilienblase gefährdet immer auch den Bankensektor.

Immobilienkredite an private Haushalte in Deutschland beliefen sich Mitte 2012 auf 981 Milliarden Euro, sie machen 40 Prozent der gesamten inländischen Kreditvergabe aus und entsprechen zwei Drittel der Verschuldung privater Haushalte.

Die meisten Bürger kaufen Häuser, um darin selbst zu wohnen. Betongold gilt in einigen Kreisen darüber hinaus auch als sicherer Hafen in der Euro-Schuldenkrise. Andere Hausbesitzer spekulieren auf steigende Preise, ein Umstand der 2007 in den USA die fatale Immobilienblase zum Platzen brachte und damit die größte globale Finanzkrise seit den 1930er Jahren auslöste. "Sorge bereitet hier ein selbstverstärkender Prozess. So kann die Erwartung steigender Preise die Bereitschaft zur Verschuldung erhöhen", warnt die Bundesbank.

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