Einkommen in Deutschland:Mittelschicht erweist sich als krisensicher

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Die Angst vor dem Ende der Mittelschicht ist unbegründet. Das lässt sich zumindest aus den Zahlen schließen, die das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln veröffentlicht hat. Eine weitere Erkenntnis: Der Abstand zu den "Reichen" wird größer.

Immer wieder wurde es beschworen: das Ende der Mittelschicht. Eine Studie des arbeitgebernahen Institus der deutschen Wirtschaft Köln (IW) kommt zu einem anderen Ergebnis: "Ein besorgniserregendes Schrumpfen der Mittelschicht ist nicht zu erkennen." Die deutsche Mittelschicht sei stabiler als erwartet, heißt es in der Studie, die damit früheren Untersuchungen widerspricht.

Die deutsche Mittelschicht erweist sich als erstaunlich stabil. Ende der neunziger Jahre war sie etwas breiter - 2008 wieder auf dem Stand wie zur Deutschen Wiedervereinigung. (Foto: Institut der deutschen Wirtschaft Köln)

Etwa die Hälfte der Deutschen zählt laut der Studie dazu - also etwa genau so viele wie zu Beginn der 1990er Jahre. War zu diesem Zeitpunkt die einkommensbezogene Mittelschicht noch etwas breiter, war sie 2008 mit 49 Prozent wieder auf dem Stand wie während der Deutschen Wiedervereinigung.

Das IW definiert Mittelschicht dabei nicht nur nach Einkommen, sondern auch nach sozio-kulturellen Merkmalen. Dazu zählt, wer mindestens einen Berufsabschluss hat, bis zu einem gewissen Grad selbständig arbeitet und auf Dauer unabhängig von staatlichen Transferleistungen wie Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II lebt.

Ausschlaggebend ist aber letztlich der Haupteinkommensbezieher. Die Studie unterscheidet dabei zwischen drei Einkommensbereichen: untere, mittlere und obere Mittelschicht. Das sogenannte mittlere Einkommen beträgt für einen Alleinstehenden zuletzt 1600 Euro netto im Monat. Die untere Grenze für die Zugehörigkeit zur Mittelschicht liegt bei 60, die obere bei 250 Prozent des mittleren Einkommens. Zur unteren Mittelschicht zählt der Bereich bis 80 Prozent, die obere Mittelschicht beginnt jenseit der 150 Prozent.

In 59 Prozent der Haushalte, die laut den Kriterien des IW zur Mittelschicht gehören, liegt der Verdienst des Haupteinkommensbeziehers im mittleren Bereich. Zur einkommensschwachen Mittelschicht zählen 13,8 Prozent. 16,6% der Mittelschicht gehören zur einkommensstarken Mittelschicht.

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Innerhalb der einzelnen Einkommensschichten gibt es keine großen Unterschiede. Die Kluft zwischen den Einkommen innerhalb der Mitte oder zwischen der Mitte und den unteren Einkommensbereichen wird nicht größer.

Der Abstand zwischen dem durchschnittlichen Einkommen der Reichen und dem der Mittelschicht hingegen hat sich merklich vergrößert.

Auch zur viel thematisierten Angst vor dem sozialen Abstieg liefert die Studie beruhigende Ergebnisse: Nur zwei Prozent der Mittelschicht (400.000 der rund 20 Millionen Haushalte) rutschen in einkommensschwächere Schichten ab. Dieser Wert ist seit der Wiedervereinigung konstant. Positiv sei außerdem, dass die Hälfte der Personen in dieser Gruppe die unterste Schicht im nächsten Jahr wieder verlassen haben.

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