Deutsche Bank:Schmerzhafter Weg in die Bankenelite

File photo of the headquarters Deutsche Bank being spotlighted during a ceremony in Frankfurt

Zentrale der Deutschen Bank: Drang nach vorne

(Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Die Vorstandchefs Jain und Fitschen wollen die Deutsche Bank unter die Top fünf der Branche bringen. Das ist also der Kulturwandel, den die Neuen versprochen haben. Spüren werden das allen voran die Angestellten.

Ein Kommentar von Andrea Rexer

Wer gehofft hat, dass der ausgerufene "Kulturwandel" der Deutschen Bank bedeutet, dass das Geldhaus sanfter auftreten möge, der dürfte jetzt eines Besseren belehrt sein. An diesem Donnerstag legten die beiden neuen Chefs der Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, ihre erste Jahresbilanz vor. Und eines wurde dabei deutlich: Bei der Bank zählt vor allem eins: Leistung und Ergebnis. Die Bank gibt sich so hart wie eh und je.

Dass die beiden Banker das schlechteste Ergebnis seit 2008 vorlegten, darf dabei nicht irritieren. Denn die Verluste reflektieren vor allem Altlasten - Abschreibungen aus unglücklichen Zukäufen und die Kosten der zahlreichen Rechtsstreitigkeiten, in die sich die Bank verwickelt sieht. Mit ihrer großen Bilanzsäuberungsaktion schaffen sich die beiden eine neutrale Basis, von der aus sie den Neustart wagen wollen.

Ihr Ziel verheimlichen die beiden nicht: Sie wollen unter die Top fünf der internationalen Großbanken. Doch der Weg dorthin ist weit und beschwerlich. Ein großes Hindernis ist, dass die Bank weit weniger Eigenkapital hat als ihre Konkurrenten. Doch den Aktionären zuliebe verzichtet das neue Führungsduo auf eine Kapitalerhöhung. "Wir sind bereit, die Schmerzen in Kauf zu nehmen", sagte Jain bezeichnenderweise. Die Schmerzen kommen in Form eines riesigen Sparpakets.

Zu spüren bekommen das allen voran die Angestellten: Binnen weniger Monate haben bereits mehr als 1700 Mitarbeiter ihre Jobs verloren; und dass noch mehr kommen wird, ist kein Geheimnis. Rigoros zeigen sich die Bosse auch beim Thema Spekulation mit Lebensmittelrohstoffen. Es gebe keinen Beweis, dass die Zockerei schädlich sei. Und basta.

Bei Themen wie der Vergütung sind die Manager hingegen unsicherer: Zuerst sollten Boni über mehrere Jahre gestreckt werden, damit die Manager langfristiger denken. Doch kaum war die Entscheidung getroffen, rudern sie wieder zurück: Ganz so langfristig soll es nun doch nicht sein. Eine schlüssige Erklärung für das Hin und Her gab es nicht. Klärung soll nun eine externe Kommission liefern.

Zur Unternehmenskultur gehört nicht nur der Leistungsgedanke. Eine Bank darf hart auftreten - solange sie dabei fair bleibt. Ob die Bank mehr Fairness entwickelt, wird wohl erst in ein paar Jahren beantwortet werden können, wenn neue Großprozesse ausgeblieben sind. Bislang kann man nur festhalten, dass in der Amtszeit von Jain und Fitschen zumindest keine neuen Affären und Skandale aufgetaucht sind - sieht man von einem unglücklichen Anruf bei einem Politiker ab. Die Rechtsstreitigkeiten datieren allesamt aus der Vergangenheit.

Die beiden Neuen können die Verantwortung für diese Altlasten nicht abschieben. Sie waren selbst Teil des Systems. Das kann sich als Vorteil erweisen: Den beiden muss bewusst sein, dass jede noch so kleine Verfehlung bei ihnen schwerer wiegt als bei unbelasteten Managern. Die öffentliche Reaktion auf Fitschens Anruf bei Ministerpräsident Bouffier war darauf möglicherweise nur ein Vorgeschmack.

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