Bestechung bei Großkonzernen:Anti-Korruptionsberater vergibt Bestnote für Daimler

Daimler, Mercedes-Benz

"Viele Manager begannen zu verstehen: Bestechen ist nicht sinnvoll." Der externe Aufseher Freeh spricht im SZ-Interview über den Kampf gegen die Korruption bei Daimler. 

(Foto: Getty Images)

Eine S-Klasse zum Geburtstag, Geldumschläge für Regierungschefs: Schmiergelder waren bei Daimler lange üblich. Doch das war früher. Der externe Aufseher Louis Freeh sagt, der Autokonzern habe sich für viele Unternehmen zum Vorbild in Sachen Integrität entwickelt.

Von Roman Deininger und Max Hägler

Eine Einladung in den Golfclub an einen indonesischen Beamten, eine gepanzerte S-Klassen-Limousine als Geburtstagsgeschenk für einen Würdenträger in Turkmenistan: Schmiergelder, um an Geschäfte zu kommen, waren lange auch beim Autoriesen Daimler üblich. Nun aber gibt der ehemalige FBI-Chef Louis Freeh dem Konzern Bestnoten beim Kampf gegen die Korruption.

"Das Unternehmen hat Gold-Standard erreicht beim Thema Compliance und Integrität", sagt Freeh im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Der DAX-Konzern sei inzwischen sogar ein Vorbild für viele US-Unternehmen geworden.

Freeh, 63, war unter US-Präsident Bill Clinton Chef der US-Bundespolizei FBI. Seit 2006 hatte er als Anti-Korruptionsberater bei Daimler gearbeitet. Nachdem der Autobauer 2010 in den USA 185 Millionen Euro Strafe für krumme Geschäfte zahlen musste, wurde Freeh auf Druck des US-Justizministeriums von Daimler zum externen Aufseher im Konzern berufen. Zum Ende seiner Amtszeit am 1. April zieht er nun in der SZ Bilanz.

"Als ich 2006 als Berater anfing, war es ein Unternehmen, in dem, sagen wir einmal, das Einhalten von Gesetzen nicht bei allen die oberste Priorität hatte", sagt Freeh. Aufträge für Lastwagen oder Busse verschafften sich Daimler-Manager etwa bei Regierungen in West-Afrika oft durch Schmiergelder oder Gefälligkeiten.

"Viele Manager begannen zu verstehen: Bestechen ist nicht sinnvoll."

Das geschehe bei Daimler inzwischen nicht mehr, versichert Freeh. Das Unternehmen habe eingesehen, dass sauberes Arbeiten letztlich Geld spare und die Reputation erhalte: "Viele Manager begannen zu verstehen: Bestechen ist nicht sinnvoll."

Von einigen, die in alten Verhaltensmustern verharrten, habe sich Daimler allerdings trennen müssen. Im vergangenen Jahr meldeten Daimler-Mitarbeiter 1100 möglicherweise kriminelle Vorgänge im Rahmen des neu eingeführten Whistleblower-System; 100 davon sind nach Unternehmensangaben tatsächlich schwerwiegend gewesen: Untreue, Betrug, Mobbing oder eben Bestechung.

Das Unternehmen aus Stuttgart sei mit seinem Kampf gegen solche Rechtsverstöße mittlerweile weltweit Vorreiter, schätzt Freeh: "Viele Wettbewerber von Daimler sind nicht so weit - sie verletzen gerade in schwierigen Ländern weiterhin Anti-Korruptionsgesetze, um Geschäfte zu machen." Der Autokonzern will dennoch an seiner neuen Linie festhalten.

"Bestechung zerstört Gesellschaften", sagt die ehemalige Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt, 62, die im Daimler-Vorstand für Recht und Integrität zuständig ist: "Das wollen wir ändern, nicht zuletzt, weil die so entstehende Rechtssicherheit auch ökonomisch hilfreich ist." In stabilen Ländern könne man effizienter arbeiten und es entstünden neue Käuferschichten. "Es sind Weltkonzerne wie Daimler, die dabei Breschen schlagen können", sagte Hohmann-Dennhardt. "Viele Mittelständler bitten mich: Geht weiter voran bei dem Thema, es nutzt auch uns, wir hängen uns dran."

Das vollständige Interview lesen Sie in der Donnerstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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