Arbeitsbedingungen in Fabriken:Apple wirft Zulieferer raus

Apple-Chef Tim Cook besucht iPhone-Fabrik in China

Besuch vom Chef: Apple-Boss Tim Cook war 2012 zu Gast in einem iPhone-Werk von Foxconn im chinesischen Zhengzhou

(Foto: dpa)

Beschäftigung von Minderjährigen, Diskriminierung, Ausbeutung durch Überstunden und schlechte Bezahlung: Apple forciert die Überprüfung der Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern - und stößt dabei auf Missstände: Eine der Firmen soll zahlreiche Jugendliche beschäftigt haben.

Möglicherweise muss man sich die Zahlen nochmals in Erinnerung rufen. Allein im letzten Jahresviertel 2012 verdiente Apple mehr als 13 Milliarden Dollar. Im gesamten Jahr 2011 waren es 26 Milliarden Dollar. Verheerend für das Image von Apple war, dass neben solch exorbitanten Erträgen in den vergangenen Jahren Missstände vor allem bei den asiatischen Zulieferern bekannt wurden und sich einige Mitarbeiter bei Foxconn das Leben nahmen. Dies führte zu Vorwürfen, dass Apple auf dem Rücken der chinesischen Arbeiter seine Gewinne austrage.

Um dem entgegenzutreten, startete Apple im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit mit der Organisation Fair Labor Association (FLA), die sich weltweit für Mindeststandards in Fabriken einsetzt. Nun legte Apple einen Bericht vor, in dem die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern des Konzerns näher beleuchtet werden (PDF).

Dabei ist Apple erneut auf Missstände gestoßen: Fünf Prozent der getesteten Zulieferer sollen Minderjährige beschäftigt haben. In einem Fall sei die Zusammenarbeit mit einem Komponentenhersteller beendet worden, der nach Angaben von Apple 74 Jugendliche angestellt hatte. Der Namen der betroffenen Firma wurde nicht genannt. Die Arbeiter sollen von einem Vermittler gekommen sein, der mit Hilfe der Familien Dokumente gefälscht habe, um das wahre Alter der Jugendlichen zu vertuschen.

Weniger Überstunden

Fortschritte machte Apple dem Bericht zufolge bei der Einhaltung der maximalen wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Stunden. Im vergangenen Jahr hätten sich 92 Prozent der Zulieferer daran gehalten, 2011 seien es lediglich 38 Prozent gewesen.

Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit liege inzwischen unter 50 Stunden. Mittlerweile würden die Arbeitszeiten von rund einer Million Menschen dauerhaft von Apple überwacht. Der Kampf gegen ausufernde Überstunden soll zum Teil aber auch auf Proteste der Arbeiter gestoßen sein, die das zusätzliche Geld für ihre Familien benötigten.

Apple hatte im vergangenen Jahr die Zahl der Überprüfungen um 72 Prozent auf 393 erhöht und sich dabei die Arbeitsbedingungen bei kleinen sowie großen Fertigern wie dem südkoreanischen Samsung-Konzern angeschaut. Darunter sollen 28 unangekündigte Besuche gewesen sein.

Erhebliche Probleme wurden dabei auch beim Umweltschutz festgestellt. So seien an 147 Standorten Chemikalien unsachgemäß gelagert worden. An 106 Standorten sei der Umgang mit gefährlichen Abfällen falsch gewesen. In 96 Betrieben sei der Ausstoß von chemischen Substanzen in die Luft nicht überwacht worden.

Linktipp: Wie sieht es in Foxconns Fabriken wirklich aus? Ein Atlantic-Journalist war vor Ort und hat eine mehrteilige Serie mit vielen Fotos veröffentlicht: 1. Allgemein, 2. Straßenszenen, 3. Wohnheime, 4. Rekrutierung, 5. Essen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: