Zum Tod von Hubert de Givenchy:"Es saß alles perfekt"

(FILE) French Fashion Designer Hubert de Givenchy Dies At 91 Portrait Of Audrey Hepburn & Hubert De Givenchy

Modedesigner Hubert de Givenchy und Schauspielerin Audrey Hepburn Mitte der 1980er Jahre.

(Foto: Hulton Archive)

Der französische Modeschöpfer Hubert de Givenchy ist mit 91 Jahren gestorben. Über einen Meister der vornehmen Zurückhaltung, der auf die Modewelt der vergangenen Jahre mit zunehmendem Befremden blickte.

Nachruf von Tanja Rest

An einem New Yorker Morgen, der so früh ist, dass er noch kaum Farbe angenommen hat, kommt ein Taxi die menschenleere Fifth Avenue heruntergefahren und entlässt eine Frau im schwarzen Kleid, die Kaffee und Gebäck aus einer Papiertüte zieht und in die Betrachtung eines Schaufensters versinkt. Der Kamerablick aus dem Inneren von Tiffany's auf diese junge Frau mit der Turmfrisur und übertrieben großen Sonnenbrille ist eines der ikonischen Bilder der Filmgeschichte - nicht nur wegen Audrey Hepburn oder der Ironie des Augenblicks (Coffee to go zu Juwelen!), sondern auch wegen dieses Kleides. Schwarz und schmal, fast schlicht, schmiegten sich da nicht noch vierreihig Perlen um den Hals, es erzählt von der Sehnsucht nach Glamour und von Zerbrechlichkeit. Und das waren schließlich die Themen des Films "Breakfast at Tiffany's" (1961), der Hepburn endgültig zum Superstar machte und ihn gleich mit: Hubert de Givenchy, der dieses Kleid entworfen hatte.

Er war ein Modeschöpfer, der wie ein Bildhauer dachte: immer ausgehend von seinem Material, dem Stoff, den er seinen Kundinnen um den Körper quasi herum meißelte - bestrebt, die Persönlichkeit zur Geltung zu bringen und ihr Raum zur Entfaltung zu lassen. Seine Kleider waren damit genauso elegant und von vornehmer Zurückhaltung wie er selbst, 1927 als Sohn des Marquis de Givenchy geboren. Ein Aristokrat ganz und gar, der sich zum Entsetzen seiner Familie dennoch der Mode verschrieb und bei den Besten lernte: Robert Piguet, Lucien Lelong und Elsa Schiaparelli haben ihn geprägt und allen voran Cristóbal Balenciaga, der Architekt der Mode, der ihm beibrachte, dass aller Putz nicht hilft, wenn das Gerüst fehlerhaft ist.

1951, da war er gerade 24 Jahre alt und der jüngste Modeschöpfer seiner Zeit, gründete Hubert de Givenchy sein eigenes Haus für Haute Couture am Pariser Parc Monceau. Er stand immer ein wenig im Schatten von Christian Dior, der 1947 den New Look erfunden hatte und seine Kundschaft in Stoffwolken aus Samt und Seide hüllte, aus heutiger Sicht aber wirken Givenchys Designs moderner, zeitloser. Vieles ließ sich kombinieren, Bewegungsfreiheit war ihm wichtig, jeder einzelne Akzent mit Bedacht gesetzt - Eleganz statt Opulenz. Das kleine Schwarze, das Etuikleid, das Cocktailkleid wären ohne ihn nicht denkbar.

Auch als Unternehmer bewies er Gespür, etablierte frühzeitig eine Konfektionslinie sowie eine Männerkollektion und stieg schon 1957 ins Parfümgeschäft ein. "L'interdit" hieß sein erster Duft, der seiner Muse und lebenslang enger Freundin Audrey Hepburn gewidmet war. Eines Tages war sie in sein Geschäft spaziert, eine Miss Hepburn war ihm angekündigt worden, er hatte allerdings mit Katharine gerechnet: "Dann zog sie ein paar Sachen an, und ich muss sagen: Es saß alles perfekt." Auch Jackie Kennedy, Grace Kelly und Liz Taylor nutzten seine Dienste.

1988 verkaufte Givenchy sein Unternehmen an die Luxusgruppe LVMH, sieben Jahre später zeigte er seine letzte Show als Designer und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Die Gärtnerei wurde seine zweite große Leidenschaft, auf die Modewelt blickt er in den letzten Jahren mit zunehmendem Befremden: "Diese Kreationen kann man doch nicht anziehen, die sind lächerlich, ausschließlich für die Presse entworfen. Nicht für Frauen aus dem wirklichen Leben."

Am Samstag ist Hubert de Givenchy im Alter von 91 Jahren in seinem Château bei Paris gestorben.

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