Tiere als Anziehpuppen:Mode mit Miau

Tiere als Anziehpuppen: Jack Sparrow lässt grüßen: Katze auf der Katzenausstellung in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek.

Jack Sparrow lässt grüßen: Katze auf der Katzenausstellung in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek.

(Foto: AFP)

Die Zeiten, in denen Haustiere nur als schusselige Hauptdarsteller von Youtube-Videos auftraten, sind vorbei. Längst haben Herrchen und Frauchen ihre Liebsten zu perfekten Accessoires und modebewussten Internetstars gemacht - und leben an ihnen ihre Neigung zum modischen Besserwissertum aus.

Von Christina Metallinos

Während Hundebesitzer sich oft gegen das Gerücht wehren, über die Jahre mehr und mehr Ähnlichkeit mit ihren Haustieren anzunehmen, scheinen Katzenliebhaber sich darum nicht zu kümmern. Wieso auch? Katzen sind schick. Das zeigt sich an der aktuellen Menschenmode, etwa an Haarreifen im Catwoman-Look und Slippern mit Katzengesicht an der Schuhspitze.

Aber es zeigt sich natürlich auch an der Katzenmode. So konnten die Besucher der jährlichen Katzenausstellung in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek am Wochenende Kätzchen in Samt, Seide und Tüll bestaunen. Und pünktlich zu Halloween gab es sogar ein Jack-Sparrow-Kostüm mit Rastaperücke und Piratenhut.

Cats exhibition in Bishkek

Schick gemacht und ausgestellt: Katze auf der Katzenausstellung in Bischkek.

(Foto: dpa)

Reine Tierliebe? Von wegen. Abgesehen davon, dass Tierschützer beim Anblick der Bilder empört reagieren dürften, handelt es sich um ein rein egoistisches Vergnügen für die Tierhalter. So wie sich pünktlich zur Fußball-WM eine halbe Nation für den besseren Bundestrainer hält, scheint angesichts einer normal befellten Katze in vielen Menschen das Stylisten-Gen zu erwachen.

Barbie als modisches Versuchskaninchen

Bereits im Kindesalter haben sich die wenigsten damit zufriedengegeben, im Kleiderschrank der Eltern zu stöbern und in viel zu großen Blusen und Anzugsakkos durch das Wohnzimmer zu stolzieren. Wir entschieden über das modische Schicksal anderer. Sei es über das der Anziehpuppe aus Karton, der wir selbst Kleider malten, oder über das unserer Barbie-Puppen und Action-Man-Figuren, denen wir neue Kostüme überstülpten.

Nach der Kindheit dauert es in der Regel eine Weile, bis wieder jemandem Klamotten angezogen werden können. Umso glücklicher sind wir also eines Tages, endlich wieder im Miniaturformat einkaufen zu dürfen - für die eigenen Kinder. Spanischen Modeketten sei Dank, gibt es inzwischen genug Kinderkleidung ohne Sternchen, Glitzer und bunte Einhörner. Stattdessen kann man Erwachsenenkleidung in Größe 128 erstehen, im Mutter-Tochter-Partnerlook zum Spielplatz spazieren und sich so stilsicher wie eine Victoria Beckham am Nachwuchs austoben - wenn man das denn möchte.

Eingekleidet für die Kamera

Wem das nicht reicht, der nutzt in diesen Tagen vermehrt Haustiere als Opfer der Stylisten-Wut. Entweder aus einer Art Stellvertreter-Syndrom oder weil die Vierbeiner richtig angezogen zum perfekten Accessoire werden. Die Katzenausstellung in Kirgistan ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Das modebewusste Einkleiden des liebsten Haustiers ist im Internet zum Volkssport geworden. Dort wird zudem der Beweis angetreten, dass auch Hunde durchaus als tierische Anziehpuppen herhalten können und dass sie dabei oft stylischer auftreten als die Protagonisten des üblich witzig-skurrilen Cat Contents.

Der Instagram-Account von Menswear Dog hat mehr als 63.000 Follower, die zusehen, wie ein vierjähriger Shiba-Inu-Hund in New York regelmäßig in Männerkleidung fotografiert wird. Jack-Russell-Terrier Ginny schafft es mit Nerd-Brille, Superman-Kostüm und Kapuzenpulli sogar auf fast 250.000 Abonnenten. So sehr die Fotos den Anschein erwecken, Ginny in allen Lebenslagen zu zeigen, eine Szenerie fehlt in ihrem Fotostream genau wie bei fast allen anderen modischen Tieren: das Gassigehen.

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