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Wer im Winter Fahrrad fährt, sollte Funktionswäsche in vielen Schichten tragen. Wir zeigen die besten Einzelteile für Ganzjahresradler.

Von Sebastian Herrmann

In Funktionswäsche gekleidet, bewahren nur sehr selbstbewusste Menschen ihre Würde. Doch wie so oft im Leben lässt sich ein Übel nur vermeiden, wenn ein anderes in Kauf genommen wird. Und wer im Winter mit dem Fahrrad fahren will, kann auf Funktionswäsche eben nicht verzichten. Ästhetisch ist das herausfordernd. Aber bitte, wer sein Rad mit einem Accessoire verwechselt, soll ruhig bis zum Frühjahr auf zugigen Bahnsteigen über verspätete Züge schimpfen.

Ohne Druck

Sogar bei Mützen können Hersteller Fehler begehen. Die Firma Löffler hat mit der Helmhaube "WS Softshell" (34,95 Euro) einen sehr wichtigen vermieden: Sie hinterlässt keine Druckmarken auf dem Schädel wie andere Helmmützen. Ja, und warm hält sie auch, sehr sogar.

Kameratauglich

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(Foto: N/A)

Die Winter-Radjacke "Alphapro" von Vaude (200 Euro) funktioniert ein wenig wie eine Wärmebildkamera: Sie verrät, wo der Körper überall Hitze verliert. Die gut gefütterten Areale der Jacke befinden sich alle im Bereich der Schulter und der Brust. Abwärts der Ellbogen bestehen die Ärmel aus deutlich dünnerem Stoff, ebenso Teile der Rückenpartie. Dennoch wärmt die leichte und eng geschnittene Jacke sehr gut. Kann man auch mal ohne Fahrrad tragen. Einfach so.

Hitzewelle

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(Foto: N/A)

Das Perfide im Winter ist ja, dass Schwitzen und Frieren so nah beieinander liegen. Beim Strampeln produziert der Körper Wärme und Schweiß, schon bei kurzen Pausen fällt dann die gefühlte Temperatur rasant. Ein anständiges Unterhemd hilft, so wie das "Transtex warm" von Löffler (44,95 Euro). Das Hemd aus Funktionsfaser fühlt sich auf der Haut an wie ein T-Shirt aus Nicki-Stoff. Das Hemd hält die Feuchtigkeit fern vom Leib, trocknet schnell und müffelt nicht.

Zwischenschicht

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(Foto: N/A)

Die Zeit hat bauchfreie Oberteile tief in den Flohmarktkisten der Geschichte verschwinden lassen. Das "Synergy Jersey" der Firma 7mesh (159 Euro) irritiert deshalb zunächst: Es sitzt recht knapp über der Hüfte. Sobald der Radler jedoch im Sattel hockt und sich über seinen Lenker beugt, ergibt der Schnitt auf einmal Sinn: Das winddichte Langarmtrikot stellt die perfekte Zwischenschicht dar - und taugt als Übergangstrikot, wenn der Winter unerwartet mild ist.

Helden in Strumpfhosen

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(Foto: N/A)

Radfahrer trauen Hosen der Marke Assos aus irgendwelchen Gründen schier überirdische Dinge zu - etwa so, wie die Fans dieser Marke mit dem Obst-Logo den Computern der Firma. Die Winterhose mit dem komplizierten Namen "LL.milleTights_s7" (etwa 200 Euro) sitzt aber wirklich sehr gut, der Stoff hält warm, und bei leichtem Niesel perlt das Wasser ab. Radl-Helden in Strumpfhosen sind mit dieser Hose auch bei strengen Temperaturen unterwegs.

Raumschiff am Fuß

Die "Grand Canion 2 GTX" von Northwave sehen aus wie ein Paar Fuß-Ufos (etwa 219,99 Euro). Aber diese Schuhe halten warm, sind wasserdicht und taugen zum Radeln - trotz Bergschuh-Dimensionen. Im Sommer auch für die Mountainbike- Alpenüberquerung brauchbar.

Schutzbelag

Die wichtigste Nachricht zuerst: Mit den "Winter LF Glove"-Handschuhen von Scott (59,95 Euro) kann ein Smartphone bedient werden. Sie sind an den Zeigefingern mit einer Touchscreen-kompatiblen Oberfläche versehen. Ach ja, warm halten sie auch. Und wer für den Winter nicht extra Radl-Schuhe kaufen will, legt Neopren-Füßlinge an. Die "Scott AS Shoecover" (29,95 Euro) über die Schuhe zu ziehen, ist fummelig, aber dafür bleiben die Füße warm und trocken.

Strahlender Auftritt

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Wer in voller Funktionswäsche-Montur in den Lift steigt, kann auf Publikum gut verzichten. Doch diesmal wartet ein Krawatten-Kollege im Aufzug - und staunt: "Die Jacke leuchtet!" Ja, genau das soll das Modell "Deflect Reflect Hybrid Jacket" von Specialized auch (429,90 Euro). Sie reflektiert Licht so grell, dass Autofahrer den Radler in der Winter-Dämmerung nicht übersehen können. Wer die Ärmel abnimmt, kann sie als Warnweste tragen.

Wer es hingegen ernst meint und auch im Winter Rad fährt, verwandelt sich in eine Funktionskleidungs-Zwiebel. Bei besonders strengem Frost hüllt man sich in mehrere Textilschichten - überrascht der Wintertag mit milden Temperaturen, dann häutet sich der Zwiebelradler wieder. Und am Ende ergeben sich dann doch Situationen, in denen man anderen selbst in voller Outdoor-Montur mit Würde begegnet. Morgens zum Beispiel, wenn sich die Herde gut gekleideter, aber graugesichtiger Büromenschen aus der S-Bahn windet und man als einsamer, glücklicher Radler an ihnen vorüberrollt. Denn es ist möglich, bei Kälte Fahrrad zu fahren. Man muss nur das Richtige anziehen. Ein Überblick über die geeignete Grundausstattung.

(Foto: plainpicture/Bildhuset)
© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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